Ein besonderer Fokus liegt bei news-paper.eu auf dem Atemwegsmanagement in Notfallsituationen, dies liegt natürlich auch an dem Interesse der Autoren dieses Blogs. Mit großem Interesse haben wir daher den Artikel von Tim Cook in ANAESTHESIA studiert:
Cook TM. Strategies for the prevention of airway complications – a narrative review. Anaesthesia 2018; 73: 93-111 (PDF)
Einige interessante Punkte kurz zusammengefasst:
- seit den 1970er Jahren haben sich Anästhesie-assoziierte Komplikationen durch eine weitere Professionalisierung deutlich reduziert
- die Einführung der Kapnographie hat zu einen deutliche Abnahme fataler Komplikationen geführt
- Daten aus 2005: Risiko für Tod oder schwiegende Komplikationen: 10/1.000.000 Anästhesien, 40% der Komplikationen hängen mit der Atemwegssicherung zusammen
Warum helfen randomisierte kontrollierte Studien (RCT) häufig nicht weiter?
- RCT vergleichen eine Maßnahme mit einer anderen (z.B. direkte Laryngoskopie vs. Videolaryngoskopie)
- Um Erfolgsraten zu vergleichen reichen häufig Studien mit 40-100 Patienten
- Diese Patientenzahlen sind aber für Komplikationsbetrachtungen viel zu klein
- Darüber hinaus werden diese Studien häufig an gesunden Patienten in Elektivsituationen durchgeführt, also typisch keine Notfallsituationen bei kritisch kranken Patienten
- Durchführende der Studien sind häufig excellent erfahrene Anwender
- Letztendlich werden hier Erfolgsraten durch excellent ausbildete Anwender in low-risk Settings veranschaulicht
- Diese RCT können, auch nicht als gepoolte Metaanalysen, genutzt werden, um die Effektivität, Risiko, Komplikationen in Hoch-Risikobereichen (wie der Notaufnahme) aufzuzeigen.
Was können Atemwegsregister für Erkenntnisse beitragen:
- Register sind dafür da, die alltägliche Praxis darzustellen
- Limitationen bestehen vor allem aufgrund folgender Punkte:
- Selektionierte Patientenkollektive
- monozentrische Untersuchungen (kein Generalisationsanspruch)
- Datenrekrutierung (Bias-gefährdet)
- Beispiele für Atemwegsregister:
- Danish Anaesthsia Database
- North American Database
- ASA Close Claims Projects
- National Audit Project of the Royal College of Anaesthesists and Difficult Airway Society (NAP4)
- Australia and New Zealand Emergency Department Airway Registry
- National Emergency Airway Registry (NEAR Register)
- National Emergency Airway Registry for Children (NEAR Register für Kinder)
- Airway App
Einzelne Erkenntnisse des NAP4-Registers:
- 46 Ereignisse pro 1 Millionen Anästhesien, Risiko 1:22.000 Anästhesien
- 16 Atemwegs-assoziierte Todesfälle pro 3 Millionen Anästhesien und 3 persistierende Hirnschäden
- Letalitätsrate: 5,6 pro 1 Millionen Anästhesien, Risiko 1:180.000 Anästhesien
- Human Factors spielen bei vielen Zwischenfällen eine tragende Rolle
- Einzelrisiken:
- endotracheale Intubation: 1:12.000
- supraglottische Atemweg: 1:46.000
- Maskenbeatmung: 1:22.000
- Risiken sind:
- Identifizierung eines schwierigen Atemwegs und
- Unzureichende Reaktion auf einen erkannten schwierigen Atemweg
- schlechte Planung bzw. Versagen einen Plan B vorzubereiten
- zu viele Versuche der Atemwegssicherung vor Eskalation in die nächste Studie des Plan B
- Nutzung von 1. Generations-Supraglottischen Atemwegen bei Hochrisikopatienten für eine Aspiration
- fehlendes Einbeziehen eines erfahrenen Anwenders
… und vieles mehr!
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