Erst neulich hatten wir zu dem Thema berichtet (POST): Schadet Sauerstoff bei Myokardinfarkt? Eigentlich hatten wir ja gelernt, dass Sauerstoff eines der ersten Medikamente bei Myokardinfarkt sind, dann kamen die Ergebnisse der AVOID-Studie (Air Versus Oxygen in Myocardial Infarction) und man wurde zaghafter Sauerstoff bei guter Oxygenierung (SpO2 >94%) einem Patienten mit STEMI zu geben. Und nun kommen diese Ergebnisse:
Hofmann R, et al. Oxygen Therapy in Suspected Acute Myocardial Infarction. NEJM 2017, 28. August, DOI: 10.1056/NEJMoa170622 (LINK)
Hofmann und Kollegen untersuchten in einem randomisierten Studiendesign (DETO2X–SWEDEHEART), Patienten, die im prähospitalen oder innerklinischen Setting mit V.a. einen Myokardinfarkt behandelt wurden und nicht unter einer Hypoxämie (SpO2 <90%) litten. Dabei wurden die Patienten entweder einer Sauerstofftherapie mit 6 lO2/min über eine offene Gesichtsmaske oder Raumluft zugeführt.
Beide Behandlungsarme (Sauerstoff vs Raumluft) waren hinsichtlich der Epidemiologie vergleichbar:
- Alter – Median: 68 Jahre alt
- männlichen Geschlechtes: 68-70%
- Body-Mass-Index: 27
- Anteil an Rauchern: 21%
- Vorangegangene Myokardinfarkt: 20%, PCI 16%, Bypass-OP 6%
- Beschwerden bein Aufnahme:
- Brustschmerz: 94%
- Luftnot: 2%
- Herzkreislaufstillstand <0,1%
- Zuführung über Rettungsdienst: 67%
- Median der Sauerstoffsättigung 97%
Interessant ist das Spektrum der Erkrankungen in dieser Untersuchung (Sauerstoff vs Raumluft):
- Akuter Myokardinfarkt: 75,1 vs. 76,1%
- STEMI 43,2 vs. 45,8%
- Angina pectoris 5,7 vs. 5,6%
- Andere kardiale Ursachen: je 7,7%
- Pulmonale Ursachen: je 0,5%
- Unspezifscher Brustschmerz: 7,8 vs. 7,1%
- Ander nicht-kardiale Ursachen: 3,2 vs. 3,1%
Outcome (Sauerstoff vs. Raumluft) der DETO2X-SWEDEHEART Studie:
- 1-Jahrsmortalität: 5 vs. 5,1%, p=0,80
- Rehospitalisation mit akuten Myokardinfarkt: 3,8 vs. 3,3%, p=0,33
- Tod binnen 30 Tage: 2,2 vs. 2,0, p=0,67
- Median des höhsten Troponin (hs TNT) während Krankenhausaufenthalt: 946 vs. 983, p=0,97
Im Ergebnis zeigte sich in Übereinstimmung zu anderen Metaanalyse und zu der Supplemental Oxygen in Catheterized Coronary Emergency Reperfusion (SOCCER)-Studie (Khoshnood et al., s.u.), dass keine höhere Letalität (all-cause mortality 1 year), keine höhere Rate an Rehospitalisierungen mit akutem Myokardinfarkt und keine größere Infarktgröße bei Gabe von Sauerstoff vorlag.
Besonderheiten:
- DETO2X-SWEDEHEART beinhaltet 15 mal so viele Patienten wie AVOID (n= 6629 vs. n=441).
- DETO2X-SWEDEHEART rekrutierte prähospital und in der Notaufnahme Patienten mit V.a. Myokardinfarkt und AVOID Patienten mit einem STEMI nur in der Präklinik
- DETO2X-SWEDEHEART Einschluss war SpO2 >90% und dann Sauerstoffapplikation mit 6LO2/min über eine offene Gesichtsmaske vs. Raumluft und AVOID Einschluss war SpO2 >94% und Sauerstoffapplikation mit 8lO2/min über eine geschlossene Gesichtsmaske wenn SpO2 <94% mit Ziel 94%
- in DETO2X-SWEDEHEART fand sich eine geringe Inzidenz einer Hypoxämie in der Oxygengruppe und keine größere Infarktgröße (gemessen an der Höhe des Troponins)
Die Ergebnisse der DETO2X-SWEDEHEART bei einem unselektioniertem Patientenkollektiv als in der AVOID-Studie nahe, dass Sauerstoff doch nicht so schädlich ist, wie nach AVOID angenommen.
Eine interessante Diskussion findet sich auf:
https://dasfoam.org/2017/09/01/der-sauerstoff-sorgt-weiter-fuer-wirbel/
Weitere Literatur zum Thema:
- Khoshnood A, et al. Effect of oxygen therapy on myocardial salvage in ST elevation myocardial infarction: the randomized SOCCER trial. Eur J Emerg Med 2016 November 23 (Epub ahead of print).
- Cabello JB, et al. Oxygen therapy for acute myocardial infarction. Cochrane Database Syst Rev 2016; 12: CD007160.
- Steyerberg EW, et al. Clinical trials in acute myocardial infarction: should we adjust for baseline characteristics? Am Heart J 2000; 139: 745-51.
- Sepehrvand N, Ezekowitz JA. Oxygen therapy in patients with acute heart failure: friend or foe? JACC Heart Fail 2016; 4: 783-790
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