Hyperkaliämie: Was tun?

Ein Gastbeitrag von Dr. Ulf Harding, Wolfsburg:

Störungen des Kaliumhaushaltes waren in der Vergangenheit schon Thema auf news-papers.eu:

In einer aktuellen Arbeit, die in „Der Anästhesist“ erschienen ist, geben P. Groene und G. Hoffmann vom Klinikum der Universität München praxisrelevante Tipps zum Umgang mit Patienten, die eine Hyperkaliämie zeigen:

Groene P, Hoffmann G. Sichere Behandlung der akuten Hyperkaliämie. Das 1:4 und andere Prinzipien. Anaesthesist 2017; 66: 426-430

Wird eine Hyperkaliämie bei einem Patienten laborchemisch festgestellt, so erfolgt an erster Stelle eine Kontrolle, da es häufig zum Auftreten von Pseudohyperkaliämien kommt. Entstehen kann eine solche Pseudohyperkaliämie durch eine verlängerte Stauung bei der Blutentnahme, die zur Hämolyse der Erythrozyten führt, aber auch durch „Pumpen“ mit der Unterarmmuskulatur. Auch der Probentransport kann zu einer Freisetzung von Kalium führen.

Groene und Hoffmann unterteilen die Therapie in fünf Stufen und schlagen ein Maßnahmenbündel vor:

  1. Membranstabilisierung (Patienten vor Rhythmusstörungen schützen),
  2. Kaliumverschiebung in die Zelle,
  3. Kaliumelimination aus dem Körper,
  4. Laborchemische Überwachung,
  5. Langzeittherapie.

  1. Membranstabilsiierung:
  • Die Membranstabilisierung erfolgt durch intravenöse Gabe von 10% Kalziumlösung, wobei die unterschiedliche Konzentration an Ca2+ in Kalziumglukonat und –chlorid beachtet werden muss. Eine 10ml Ampulle Kaliziumglukonat enthält 2,26mmol Ca2+, eine 10ml Ampulle Kalziumchlorid hingegen 6,8 mmol Ca2+. Die empfohlene Mindestdosis entspricht 6,8 mmol Ca2+. Wissen Sie, was Sie in Ihrer Klinik einsetzen?

  1. Kaliumverschiebung in die Zelle:
  • An zweiter Stelle steht der Versuch, Kalium aus dem Extra- in den Intrazellulärraum zu verschieben. Dies erfolgt durch Gabe von Insulin über einen Mechanismus, der vom Glukosetransport abhängt. Zur Vermeidung einer Hypoglykämie soll bei Blutzuckerwerten unter 180 mg/dl bzw. 10 mmol/l zusätzlich die Gabe von Glukose erfolgen. Die Autoren berichtet von zahlreichen unterschiedlichen „Insulin-Glucose-Rezepten“ und es ist ihnen zuzustimmen, dass es wohl keine zwei Krankenhäuser mit gleichem Standard gibt.
  • Um die Behandlung einerseits praktikabel zu gestalten, andererseits das Risiko einer begleitenden Hypoglykämie so gering wie möglich zu halten, empfehlen die Autoren ein Verhältnis von 1:4 – 1 IE Insulin – 4 g Glukose. Als Initialdosis werden 10-20 IE Insulin mit entsprechender Glukosemenge empfohlen. Praktisch könnten dies z.B. 10 IE Insulin in einer Tropfinfusion von 100ml 40%ige Glukoselösung sein. Bei 20 IE Insulin entspricht dies dann 200 ml 40%iger Glukoselösung.
  • Eine Gefahr der Infusion von Glukose und Insulin besteht im Auftreten von Hypoglykämien. Diese sind durch unterschiedliche Transportkapazitäten für Glukose, Insulin und Kalium. Ab einem Insulinspiegel von 100 µU/ml wird Glukose maximal transportiert, Kalium wird jedoch erst ab einem Insulinspiegel von 500 µU/ml maximal transportiert.

Die Punkte 1 und 2 sind Strategien, der akuten Bedrohung durch eine Hyperkaliämie zu begegnen.


  1. Kaliumelemination:
  • Letztlich muß jedoch eine Elimination des Kaliums erfolgen. Hierzu bieten sich
    • Schleifendiuretika,
    • Nierenersatzverfahren oder
    • Austauscherharze an.
  1. Laborchemische Überwachung
  • Auf die Akutmaßnahmen müssen dann eine engmaschige Überwachung des Kaliumspiegels (und der Blutzuckerwerte!) sowie eine Behandlung der Ursachen erfolgen.

Ein Beitrag von

Dr. med. Ulf Harding
Zentrale Notaufnahme
Klinikum Wolfsburg
Email: Ulf.Harding@Klinikum.Wolfsburg.de


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