Early-Onset Type 2 Diabetes 2: Eine kurze Zusammenfassung

Neue zum Early-Onset Type 2 Diabetes 2 (EODMT2)

Lim LL, et al. Understanding the drivers and consequences of early-onset type 2 diabetes. Lancet 2025

Definition & Bedeutung

  • Früher Typ-2-Diabetes (Diagnose <40 Jahre) nimmt weltweit zu. Er stellt eine aggressive Form der Erkrankung dar, gekennzeichnet durch schnelleren β-Zell-Verlust, stärkere Insulinresistenz und längere Exposition gegenüber Hyperglykämie.
    → Folge: mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit und enorme sozioökonomische Belastungen.

Krankheitslast & Prognose

  • Lebenszeitverkürzung um bis zu 15 Jahre (Diagnose ~30 Jahre).
  • Rasches Auftreten von Mikro- und Makroangiopathien: Retinopathie, Nephropathie, Neuropathie, kardiovaskuläre Erkrankungen.
  • TODAY-Studie: 80 % der Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes entwickelten bis zum Alter von 26 Jahren ≥1 mikrovaskuläre Komplikation.
  • Frühe Hospitalisierungen (Herz, Niere, Infektionen, psychische Erkrankungen).

Besondere Risiken

  • Reproduktionsmedizin: Schlechtere Schwangerschaftsverläufe als bei Typ-1-Diabetes (höhere Raten an Totgeburten, Präeklampsie, Frühgeburten, neonatalen Komplikationen).
  • Leber: Hohe Prävalenz metabolisch-assoziierter Steatose (MASLD), mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen.
  • Krebs: Höheres Risiko für bestimmte Krebsarten (Niere, Endometrium, Kolon, Pankreas, Schilddrüse).
  • Psychische Gesundheit: Stark erhöhte Raten von Depression, Angststörungen und Psychosen.
  • Multimorbidität: Früheres Auftreten mehrerer chronischer Erkrankungen (Hypertonie, Osteoarthritis, Asthma, Depression), was zusätzliche Lebensjahre kostet.

Mechanismen & Einflussfaktoren

  • Lange Krankheitsdauer → größte Triebkraft für Komplikationen.
  • Aggressive Pathophysiologie: schneller Anstieg des HbA1c, frühe Therapieversagen.
  • Kardiometabolische Risikofaktoren: Adipositas, Hypertonie, Dyslipidämie, Bewegungsmangel, Rauchen.
  • Soziale Determinanten: Armut, geringe Bildung, psychische Belastungen, eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung.
  • Genetik & Epigenetik: mögliche Rolle (z. B. mütterliche Adipositas/Diabetes in utero), aber noch unklar.

Offene Forschungsfragen

  • Einheitliche Definition von „early-onset“ und Untergruppen.
  • Beitrag von Genetik, Mikrobiom und Umweltfaktoren.
  • Mechanismen der aggressiven Nierenerkrankung.
  • Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und Krebserkrankungen.
  • Intergenerationale Aspekte (z. B. Eltern mit Diabetes belasten Versorgung der Kinder).
  • Verbesserte Versorgung in Schwangerschaft und Perinatalphase.

Fazit
Früher Typ-2-Diabetes ist keine einfache „frühere Version“ des Spätbeginn-Diabetes, sondern ein eigenständiges, schwerwiegendes Krankheitsbild mit hohem Risiko für vielfältige Komplikationen und erheblichen sozioökonomischen Folgen.

→ Es braucht frühe, aggressive Therapienintegrierte Versorgungsmodelle und ein lebensverlauf-orientiertes Management, das medizinische, soziale und psychologische Faktoren einbezieht.

One thought on “Early-Onset Type 2 Diabetes 2: Eine kurze Zusammenfassung

  1. Hallo,
    vielen Dank für die Studie und die Ergebnisse. Ich hoffe, dass die beunruhigenden Ergebnisse auch in der Politik anklangt finden
    Ich frage mich, warum der Erkrankung nicht bereits vorgegriffen werden kann und soziale Determinaten durch Aufklärung bei Kindern und Eltern, Hinweise auf Lebensmittel Verpackungen, etc. reduziert werden könnten, wenn diese doch bereits als Risikofaktor idenifiziert wurden?

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