Weihnachten, das Fest der Liebe, Infarkte und … Penisfrakturen

Ein Gastbeitrag von A. Schwab, Aachen            Schon in der Vorweihnachtszeit erinnern die kardiologischen Fachgesellschaften regelmäßig an die negativen Folgen der Weihnachtszeit. Weit verbreiteten Thesen zu Folge treiben der emotionale Stress und das hochkalorische Festtagsessen über die Feiertage jedes Jahr die Rate an tödlich verlaufenden Herzinfarkten auf ein Rekordhoch, zwischen Weihnachten und Silvester sei das Risiko um den Faktor 4,65 erhöht, wie Registerdaten aus den Jahren 1973-2001 aus den USA zeigen [1]. Schwedische Daten, veröffentlicht 2018 im British Medical Journal, zeigen gar noch eine zusätzliche Zunahme um 37 % am 24.12. [2].

Unerwartet kamen nun die Ergebnisse einer großen Registerstudie durch Münchner Urologen, welche die saisonale Häufung von Penisfrakturen auf der Grundlage von Registerdaten aus den Jahren 2005 bis 2021 untersuchten und ein Allzeithoch im Jahresverlauf für die Weihnachtszeit (24.-26.12.) aufzeigen konnten. Das Inzidenzratenverhältnis (IRR) zeigte sich für die Weihnachtszeit bei 1,43, wohingegen interessanterweise die Inzidenz um die Neujahrsfeierlichkeiten (31.12.-02.01.) dahinter weit zurückblieb, hier flauten die Klinikeinweisungen sogar auf eine IRR von 0,98 ab [3].

Die Autoren erinnern daran, dass Penisfrakturen eigentlich Rupturen der Schwellkörper (Corpus cavernosum) und der sie umgebenden bindegewebigen Faszie (Tunica albuginea) sind, die sich in der Regel aus einer auf den voll- oder halberigierten Penis treffenden Gewalteinwirkung ergeben. Dies passiere in den allermeisten Fällen im Rahmen von Geschlechtsverkehr, wobei den Autoren zu Folge eine Häufung bei eher unkonventionellen Praktiken, außerehelichen Affären und unüblichen Örtlichkeiten zu beobachten sei.

Es handle sich bei Penisfrakturen um einen urologischen Notfall, der in der Regel chirurgisch mittels plastischer Rekonstruktion der Tunica albuginea und der in ca. 25 % der Fälle in Mitleidenschaft gezogenen Harnröhre operativ versorgt werde.

In Subgruppenanalysen konnte kein von der weihnachtlichen Häufung besonders betroffenes Patientenklientel selektiert werden, die Autoren geben jedoch zu bedenken, dass die zur Verfügung stehenden Registerdaten der Forschungsdatenzentren der statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus Datenschutzgründen keine besonders detaillierte Auskunft über betroffene Pateinten erlauben, so dass die Autoren schließlich nur einen allgemein gehaltenen Aufruf zur Zurückhaltung aussprechen können:

“This year to save us from tears, we will NOT do something special“

(the new Christmas hit of the year)

 

Literatur:

  1. Phillips DP, Jarvinen RP, et al.: Cardiac Mortality Is Higher Around Christmas and New Year’s Than at Any Other Time. The Holidays as a Risk Factor for Death. Circulation 2004; 110: 3781-88.
  2. Mohammad MA, Karlsson S, et al.: Christmas, national holidays, sport events, and time factors as triggers of acute myocardial infarction: SWEDEHEART observational study 1998-2013. BMJ 2018; 363 doi:  https://doi.org/10.1136/bmj.k4811.
  3. Pyrgidis N, Chaloupka M, et al.: Penile fractures: the price of a merry Christmas. BJU Int 2023; 132 doi: https://doi.org/10.1111/bju.16216

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