Point-of-Care-Ultraschall verbessert Outcome bei akuter Dyspnoe

Ein Gastbeitrag von M. Feth, San Antonio, TX:      Die „akute Dyspnoe“ stellt eine führende Indikation zur Behandlung prähospitaler und innerklinischer Notfallpatienten dar. Die Mortalität dieses Patientenkollektivs verbleibt hoch. Die frühe und korrekte Diagnose der zur Dyspnoe führenden Erkrankung nimmt eine Schlüsselrolle bei der Versorgung solcher Patienten ein. Während die diagnostischen Möglichkeiten im Rettungsdienst auf Anamnese, klinische Untersuchung und ausgewählte Gerätediagnostik (z. B. EKG) begrenzt sind, ergänzen innerklinisch bildgebende Verfahren (z. B. Röntgen-, CT-Untersuchungen) das Portfolio. Diese bildgebenden Verfahren sind jedoch regelmässig mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden.

Der Stellenwert von Ultraschalluntersuchungen in Notfallsituationen (Point-of-Care-Ultrasound) nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Innerklinisch ist das Verfahren in nahezu jeder Notaufnahme verfügbar. Die prähospitale Verfügbarkeit nimmt ebenfalls zu. Das Verfahren zeichnet sich vor allem durch die schnelle, bettseitige Durchführung sowie die fehlende Invasivität aus. POCUS ist jedoch abhängig von Patientenfaktoren (Habitus) sowie Ausbildung und Erfahrung des Anwenders. Obwohl POCUS bei einer Vielzahl von Indikationen sinnvoll zum Einsatz kommen kann, bestehen anwenderseits häufig Zweifel am vorteilhaften Einsatz von POCUS. Szabo et al kozentrieren sich in einem aktuellen systematischen Review mit Meta-Analyse auf das klinische Outcome vom Patienten mit akuter Dyspnoe, die im Rahmen der Notfallversorgung POCUS-Verfahren erhalten haben.

Szabó, G.V., Szigetváry, C., Szabó, L. et al.

Point-of-care ultrasound improves clinical outcomes in patients with acute onset dyspnea: a systematic review and meta-analysis.

Intern Emerg Med (2022)

Studiendesign

  • Systematisches Reviw mit Metaanalyse von RCTs sowie pro- und retrospektiven Kohortenstudien registriert im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO)
  • Notaufnahme-, ICU-Patienten und sonstige Krankenhauspatienten mit akuter oder sich verschlechternder Dyspnoe, keine prähospitalen Notfallpatienten
  • Ausschluss von schwangeren und Traumapatienten
  • Intervention: POCUS alleine oder in Kombination mit konventioneller Diagnostik, keine Limitation bezüglich des POCUS-Algorithmus
  • Kontrollgruppe: Diagnostik ausschliesslich konventionell (z. B. Anamnese, körperliche Untersuchung, EKG, CT u. W.)
  • Primäres Studienoutcome: time to diagnosis, time to treatment, Krankenhaus-/ Notaufnahme-/ ICU-Verweildauer
  • Sekundäres Studienoutcome: Krankenhaus- und 30-Tage-Mortalität, Inzidenz adäquater Behandlung, 30-Wiederaufnahmerate

Ergebnisse

  • Einschluss von 14 Studien (8 RCTs, 6 Beobachtungsstudien) mit insgesamt 5393 Patienten
  • POCUS zur Diagnostik von akuter Dyspnoe reduziert die time to diagnosis signifikant (Mean Difference [MD] – 63 min, 95% CI – 115 bis – 11 min)
  • POCUS-Diagnostik reduziert die time to treatment (MD – 27 min, 95% CI – 43 bis – 11 min)
  • POCUS wirkt sich nicht auf die Krankenhausverweildauer aus (MD – 0.02 Tage, 95% CI – 0.43 bis 0.39 Tage), kann jedoch die Aufenhaltszeit auf der ICU (MD -1.27 Tage, 95% CI – 1.94 bis – 0.61 Tage, signifikant) reduzieren.
  • Es zeigt sich ein Trend zu einer kürzeren Verweildauer in der Notaufnahme bei POCUS Patienten (MD – 35 min, 95% CI – 93 bis – 23 min, nicht signifikant, Gruppen heterogen).
  • POCUS Patienten erhielten häufiger eine adäquate Therapie als Patienten der Kontrollgruppe (OR 2.31, 95% CI 1.61 bis 3.32)
  • Kein signifikanter Einfluss von POCUS auf die 30-Tage-Wiederaufnahmerate (OR 0.81, 95% CI 0.56 bis 1.17) sowie 30-Tage und Krankenhausmortalitaet (OR 0.62, 95% CI 0.37 bis 1.04). Es zeit sich jedoch ein Trend zu einer Reduktion von Krankenhausmortalitaet und 3—Tage-Wiederaufnahmerate.

Warum ist dieses Review wichtig?

Akute Dyspnoe ist ein häufiges Leitsymptom von Notfallpatienten mit hoher Sterblichkeit und regelmässiger Fehldiagnose. Obwohl dieses Review auf Krankenhauspatienten inkl. Notaufnahme und Intensivstation beschränkt ist, zeigt die Arbeit den postiven Einfluss von bettseitigen Ultraschallverfahren bei der Versorgung von Notfallpatienten. Trotz der fehlenden statistischen Signifikanz bezüglich Mortalität und Wiederaufnahmerate, konnte bei POCUS-Patienten eine schnellere Versorgung (time-to-diagnosis, time-to-treatment) sowie eine höhere Rate adäquater Behandlungen nachgewiesen werden. Auch wenn eine aktuelle Leitlinie des „American College of Physicians“ zur Behandlung der akuten Dyspnoe in der Notaufnahme, POCUS-Verfahren nur als Zusatzuntersuchung werten, kann auf Basis dieses Reviews zur Verbesserung von Therapie und Versorgungszeiten POCUS als Standardverfahren bei der Versorgung innerklinischer Notfallpatienten diskutiert werden. Obwohl mehrere Studien die Präzision und Reproduzierbarkeit von POCUS nahelegen, bleibt eine Abhängigkeit von Patient und Anwender bestehen. Da die patientenabhängigen Faktoren selten beeinflusst werden können, wird die Bedeutung einer guten POCUS-Ausbildung und regelmässigen Trainings deutlich. Dies ist vor allem bei unguenstigen Untersuchungsbedingungen, z. B. auch in der prähospitalen Notfallmedizin von hoher Relevanz. Gerade in diesem Setting liegt der Gewinn von POCUS nicht nur in einer potentiell erleichterten Indikationsstellung bei z. B. invasiven Massnahmen, sondern entscheiden auch in der Möglichkeit zur richtigen Krankenhauszuweisung.

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