Intravenöse Flüssigkeiten bei benignen Kopfschmerzen? Nein!

Viele Ärzte in Notaufnahmen verwenden einen intravenösen Flüssigkeitsbolus als Teil eines Therapie-„Cocktails“  für Patienten mit Kopfschmerzen, aber es ist unklar, ob dies vorteilhaft ist. Ziel der folgenden Studie war es, festzustellen, ob ein intravenöser Flüssigkeitsbolus bei Patienten, die sich mit gutartigen Kopfschmerzen in der Notaufnahme vorstellen, zur Schmerzlinderung oder zur Verbesserung anderer Behandlungsergebnisse beiträgt.

Zitek T et al. I-FiBH trial: intravenous fluids in benign headaches—a randomised, single-blinded clinical trial. Emerg Med J 2020;37:469–473. doi:10.1136/emermed-2019-209389

Was ist zu diesem Thema bereits bekannt?
Obwohl häufig ein intravenöser Flüssigkeitsbolus als Teil der Therapie von Kopfschmerzen verwendet wird, ist der Nutzen eines solchen Vorgehens bisher unklar.

Kurz zur Studie: 

  • randomisierte, einfach verblindete, klinische monozentrische Studie
  • Patienten im Alter von 10-65 Jahren mit benignen Kopfschmerzen
  • Mai 2017 bis Februar 2019 in Las Vegas, Nevada, USA

Intervention:

  • alle Patienten erhielten Prochlorperazin und Diphenhydramin
  • Randomisierung (A) 20 mL/kg bis zu 1000 mL Kochsalzlösung (NaCl, 0,9%,  Flüssigkeitsbolusgruppe) (B) 5 mL normale Kochsalzlösung (NaCl 0,9%, Kontrollgruppe)

Endpunkt:

  • 1. mittleren Schmerzreduktion 60 Minuten nach Beginn der Behandlung
  • 2. Schmerzreduktion nach 30 Minuten
  • 3. Übelkeitsangabe

Ergebnisse:

  • n=35 in der Flüssigkeitsbolusgruppe und n= 23 in der Kontrollgruppe.
  • mittlere Schmerz-Score sank in der Flüssigkeitsbolusgruppe über 60 Minuten um 48,3 mm, verglichen mit 48,7 mm in der Kontrollgruppe, 0,4 mm (95% CI -16,5 bis 17,3, p=0,96)
  • kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen für irgendein sekundäres Ergebnis

Schlussfolgerung:

Ein Volumenbolus mit 0,9 % NaCl führte nicht zu einem besseren Behanldungsergebnis und dies auch  im Einklang mit zwei anderen kleinen randomisierten Studien. Es gibt keine Belege für den Nutzen eines intravenösen Flüssigkeitsbolus bei Patienten ohne schwere Dehydrierung, die sich mit Kopfschmerzen in der Notaufnahme vorstellten.

Anmerkung: In Deutschland ist die Gabe von NaCl 0,9% nicht mehr verbreitet, hier sollten anstelle balanzierte kristalline Infusionslösungen genutzt werden. Dies war aber nicht Anteil der wissenschaftlichen Untersuchung.

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One thought on “Intravenöse Flüssigkeiten bei benignen Kopfschmerzen? Nein!

  1. Wäre natürlich interessant, wie sich das ganze mit einer Vollelektrolytlösung entwickelt hätte.

    Ich denke, man kann aber davon ausgehen, dass auch hier der Unterschied zu einer 0,9 %-igen NaCl-Lösung nicht signifikant hoch sein wird.

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