Trauma induzierte Gerinnungsstörungen

Trauma induzierte Gerinnungsstörungen (TIC) tragen deutlich zur Letalität beim Schwerverletzten bei und sind daher Gegenstand intensiver Forschung.

Im Rahmen der Behandlung der TIC wird jedoch aktuell den zellulären Gerinnungsbestandteilen insbesondere den Thrombozyten noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Aktuelle Leitlinien (European bleeding guidelines, S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletztenversorgung) fokussieren zwar auf die Wichtigkeit einer ausreichenden Thrombozytenzahl, machen jedoch keine konkrete Aussage zu deren Funktion. Dass die Funktion der Thrombozyten trotz ausreichender Zahl bei Schwerverletzten deutlich häufiger eingeschränkt ist als erwartet, konnte eine Forschergruppe aus dem BG-Klinikum in Halle (Saale) in einer aktuellen Arbeit zeigen.

Hofer V et al. Thrombozytenfunktionsstörung bei Traumapatienten, ein unterschätztes Problem? Ergebnisse einer monozentrischen Untersuchung. Anaesthesist 2019; https://doi.org/10.1007/s00101-019-0597-8

  • So zeigten sich bei schwerverletzten Patienten (ØAlter 44Jahre; 76,5% männlich; ØISS 28,4), welche keine gerinnungsaktiven Substanzen oder Thrombozytenaggregationshemmer einnahmen, je nach verwendetem Testansatz des PFA 100 (Platelet Function Analyzer) in 1/4 bis 1/3 der Patienten Thrombozytenfunktionsstörungen.
  • Patienten mit nachweisbarer Thrombozytenfunktionsstörung hatten einen höheren Transfusionsbedarf und eine höhere Mortalität, was die Relevanz der bestehenden Funktionsstörung unterstreicht.
  • Die Forscher kommen zu dem Schluß: Bei Berücksichtigung aller Traumapatienten, auch denen die Thrombozytenaggregationshemmer und gerinnungsaktive Substanzen in der Dauermeditikation haben, ist von einer noch höheren Rate an Thrombozytenfunktionsstörungen auszugehen.
  • Die Entwicklung differenzierungsfähiger Testverfahren der Thrombozytenfunktion für die Schockraumversorgung des individuellen Patienten erscheint dringend notwendig.

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