Leitlinie: Nicht-spezifische Rückenschmerzen

Rücken- bzw. Kreuzschmerzen sind immer wieder ein Anlass für Patienten die Notaufnahme aufzusuchen. Chenot et al. haben nun eine klinische Leitlinie (Nationale Versorgungsleitlinie) mit zahlreichen interessanten Punkten formuliert:

Chenot JF et al. Nichtspezifische Kreuzschmerzen. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(51-52): 883-90; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0883 (PDF)


Einige Kernaussagen aus dem Artikel:

  • Finden sich bei Patienten mit Kreuzschmerzen durch Anamnese und körperliche Untersuchung beim Erstkontakt keine Hinweise auf gefährliche Verläufe oder andere ernstzunehmende Pathologien („red flags“), sind zunächst keine weiteren Untersuchungen notwendig.
  • Psychosoziale und arbeitsplatzbezogene Einflussfaktoren sollen beim Erstkontakt erfragt und bei unzureichendem Therapieerfolg nach vier Wochen systematisch mit standardisierten Fragebögen erhoben werden.
  • Ärzte sollen Patienten zur Beibehaltung (gegebenenfalls Intensivierung) von körperlicher Aktivität auffordern und von Bettruhe abraten. Bei chronischen, nichtspezifischen Kreuzschmerzen sollen Bewegungstherapien eingesetzt werden.
  • Schmerzmittel sind nur mäßig wirksam und sollen die körperliche Aktivität unterstützen. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind die am ehesten empfohlenen Schmerzmittel.
  • Ein multidisziplinäres Assessment soll bei Patienten mit alltagsrelevanten Aktivitätseinschränkungen und unzureichendem Therapieerfolg (spätestens) nach 12 Wochen durchgeführt werden. Falls die Ergebnisse es rechtfertigen, soll den Patienten darauffolgend eine multimodale Therapie angeboten werden.
  • Grundsätze der medikamentösen Therapie bei nichtspezifischen Kreuzschmerzen
    • Aufklärung, dass Medikamente nur eine unterstützende Therapieoption bei Kreuzschmerzen darstellen
    • Festlegung eines realistischen und relevanten Therapieziels auch unter Berücksichtigung der körperlichen Funktion (z. B. Verbesserung der Gehstrecke oder Belastbarkeit, relevante Schmerzlinderung [> 30 oder > 50 %])
    • individuelle Auswahl der Medikation unter Berücksichtigung der Begleiterkrankungen, Begleitmedikation, Unverträglichkeiten, Vorerfahrungen und Präferenzen des Patienten
    • stufenweise Dosistitration der Medikation zum Erreichen dieses Effektes mit der geringsten effektiven Dosierung
    • Überprüfung des Auftretens von Nebenwirkungen und des klinischen Effekts in regelmäßigen Intervallen (ca. 4 Wochen)
    • bei akuten Schmerzen zeitiges Ausschleichen bzw. Absetzen der Medikation mit Besserung der Symptomatik
    • Fortführung der Therapie nur bei guter Wirksamkeit und Verträglichkeit, Überprüfung in regelmäßigen Intervallen (alle 3 Monate)
    • Ausschleichen/Absetzen der Therapie bei nicht ausreichender Wirksamkeit (trotz angemessener Dosierung) oder relevanten Nebenwirkungen

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