Aspirationspneumonie nach Notfallintubation

Martin Pin (https://www.nowtogo.de) hat mich freundlicherweise auf folgende Publikation aufmerksam gemacht:

Driver BE et al. The occurrence of aspiration pneumonia after emergency endotracheal intubation. Am J Emerg Med 2017, http://dx.doi.org/10.1016/j.ajem.2017.07.066


In dieser Studie gehen die Autoren der Frage nach, wie häufig sich eine Aspirationspneumonie nach Notfallintubation in der Notaufnahme entwickelt. Dazu haben die Autoren eine prospektive Kohortenstudie bei erwachsenen Patienten durchgeführt, die in der Notaufnahme endotracheal intubiert wurden. Eine Aspirationspneumonie wurde dabei definiert, wenn zum Zeitpunkt der Intubation keine ambulant erworbene (CAP) oder nosokomiale Pneumonie oder eine Aspiration vor Intubation vorlag, aber eine positive Kultur, eine Hypoxämie, oder radiologischer Nachweis einer Pneumonie in den ersten 48 h nach Intubation entstand.

Binnen 30 Monaten wurden 879 Patienten in die Studie eingeschlossen worden. Die Intubation wurde mit folgenden Techniken durchgeführt:

  • Videolaryngoskopie in 49%,
  • direkte Laryngoskopie in 45%
  • nasale Intubation in 4%
  • Intubationslarynxmaske in 1%
  • chirurgischer Atemweg in 0,1%

Der First-Pass Success (FPS) der Intubation betrug 85%. Zwei Intubationsversuche waren in 12% und 3 und mehr in 3% notwendig. 1/4 aller Patienten erlitten eine Dessaturierung während der Intubation. Nach Ausschluss der wenigen Patienten, die binnen 48 h verstarben und bei denen keine Pneumonie nach Intubation gefunden wurde entwickelten 66/823 (8%) der Patienten eine Aspirationspneumonie.

Es fanden sich keine Unterschiede hinsichtlich des FPS bei Patienten mit und ohne Aspirationspneumonie. Die Autoren schlussfolgerten, dass eine Aspirationspneumonie ein regelhaftes Ereignis nach einer Notfallintubation ist, aber keine Risikofaktoren hierfür eruiert werden konnten. Notfallmediziner sollten alle Maßnahmen ergreifen, um eine Aspiration zu verhindern.

Bei der Interpretation der Studie muss berücksichtigt werden, dass die Definition von Aspiration vor Notfallintubation sicherlich schwer abzuschätzen ist, möglicherweise trat diese bei deutlich mehr Patienten auf, als hier angenommen wurde. gerade auch dafür spezifische Risiken (z.B. GCS <9 bei Aufnahme in der Notaufnahme) wurden nicht berichtet. Auch hatten nicht alle Patienten direkt nach der Intubation eine Bronchoskopie erhalten, um ein sichtbares Ausmass an Aspiration zu klassifizieren. Daher ist diese Studie von Driver et al. sicherlich interessant, diese Fragestellung aber nicht abschliessend beantwortend.


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2 thoughts on “Aspirationspneumonie nach Notfallintubation

  1. In 15% der Fälle waren >1 Intubationsversuch notwendig. Da muss man auch fragen, wie erfahren die Anwender in der Durchführung einer Intubation sind und ob bei erfahrenen Intubateuren die Rate an Pneumonien ebenfalls so hoch ist.

    1. Besten Dank für den Hinweis. Es bleibt aber zu konstatieren, dass eine FPS von 85% sehr gut ist und über dem Durchschnitt aus großen Untersuchungen für Notfallaufnahmen mit 82% liegt.

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