Strategien für die Volumentherapie beim Trauma beschäftigt uns seit Jahren:
- Viel Volumen vs. wenig Volumen?
- Kristalloide vs. Kolloide?
- Welcher arterieller Mitteldruck als Zielwert bei penetrierendem und beim stumpfen Trauma?
- Volumenumfang in Abhängigkeit von der Transportdauer?
Robert Wise aus Südafrika fasst die aktuellen Erkenntnisse nun in einem Open Access Paper zusammen:
Wise R et al. Strategies for Intravenous Fluid Resuscitation in Trauma Patients. World J Surg (2017) 41:1170–1183 (PDF)
Kurz ein paar Punkte aus dieser Publikation:
Zielwerte der Volumentherapie:
- penetrierendes Trauma der thorakoabdominellen Region: systolischer Blutdruck (RRsys) 60-70 mmHg bis zu operativen Versorgung
- stumpfes Trauma: RRsys 80-90 mmHg
- Neurotrauma: Mittlere arterieller Druck >80 mmHg (cerebrale Perfusionsdruck, CPP: 60 mmHg)
Art der Volumentherapie:
- häufig werden kristalloide Lösungen empfohlen
- hypotone NaCl 0,9%-Lösungen werden nicht empfohlen (Gefahr der Hypercholridämie, hyperchlorämischen Azidoese, Nierenversagen
- Kolloide: Ratio (Kolloid:kristalline Lösung): 1:1.1-1:3, Nebenwirkungen sind nicht klar untersucht z.B. HES 130/0,4
- Hypertonie Lösungen beim Schädel-Hirntrauma
- Nachteile der Volumentherapie (bei (zu) viel Volumen!) können sein: Dilution mit Koagulopathie, Gewebsödeme, Verschlechterung der Nieren-, Leber- und Herzfunktion, Zunahme des extravaskulären Lungenwassers mit Verschlechterung des Ventilations-Pefusions-Mismatches, abdominelles Kompartmentsyndrom
- bis zur Verfügbarkeit von Blutprodukten sollte die Volumentherapie so ausgerichtet werden, dass eine Organminderperfusion verhindert wird
- die Effekte einer Volumentherapie können gemessen werden an einer Normalisierung von Blutdruck, Herzfrequenz, Laktatclearance (-abfall), sich normalisierender Basenüberschuss,
Abb.1: Initialtherapie beim schweren Trauma [mod. nach Wise et al. (World J Surg (2017) 41:1170–1183)]
… die Publikation von Wise enthält aber noch weitere interessante Aspekte. Schauen Sie also mal hinein, hier das PDF!