Fieber und Letalität bei Notaufnahmepatienten

„Hohes Fieber = hohe Krankheitsschwere = hohe Letalität“ das könnte man denken, aber gibt es dafür Beweise?  In einer aktuellen Untersuchung gehen Sunden-Cullberg und Kollegen dieser Fragestellung nach:

Sunden-Cullberg J et al. Fever in the Emergency Department Predicts Survival of Patients With Severe Sepsis and Septic Shock Admitted to the ICU. Crit Care Med 2017; DOI: 10.1097/CCM.0000000000002249


Diese Untersuchung kommt zu sehr interessanten Ergebnisse: In einer retrospektiven Analyse eines Sepsisqualitätsregisters wurden die Temperatur in der Notaufnahme mit dem späteren Krankenhausüberleben korreliert. 2225 Patienten wurde auf 13 Schwedischen Intensivstationen eingeschlossen. Entgegen der bisherigen Meinung überlebten die Patienten besser, die in der Notaufnahme eine hohe Temperatur aufwiesen:

Abb.: Temperatur und Letalität in der Studie von Sunde-Cullberg et al. CCM 2017


Die Gesamtletaliät über alle Temperaturgruppen betrug 25%. Die höchste Letalität lag bei Patienten mit einer Temperatur <37°C vor. Die Hälfte aller Patienten hatte eine Temperatur unter 38,3°C. Die Letalität ist invers korreliert mit der Temperatur, dabei fällt die Letalität mit jeden Grad Temperaturerhöhung. Eine erhöhte Körpertemperatur war bei den Überlebenden mit einem kürzeren Krankenhausaufenthalt assoziiert. Dabei erhielten Patienten mit Fieber eine qualitativ höhenwertige Versorgung. Dies liegt möglicherweise daran, dass eine Sepsis oder eine Infekt bei Fieber rascher erkannt wird.

Die Qualitätsmarker

  • Antibiose innerhalb 1 oder 3 h
  • Volumentherapie innerhalb von 1 h
  • Lactatmessung binnen 1 h

war bei Patienten mit Fieber signifikant häufiger durchgeführt im Vergleich zu Patienten ohne Fieber.

Welche Schlussfolgerung lässt diese retrospektive Untersuchung zu? Entgegen der bisherigen Annahme war die Letalität bei Patienten mit Sepsis/Infekt ohne Fieber deutlich höher als mit Fieber. Dies liegt möglicherweise an einer höheren Vigilanzlage gegenüber Sepsis, die mit Fieber assoziiert ist. Anders ausgedrückt die Früherkennung von Sepsis ist bei fehlendem Fieber reduziert. Von allen Vitalparameter war Fieber (bzw. das Fehlen von Fieber) jedoch der beste Prädiktor für die Letalität. Nicht-ärztliches Rettungsdienstpersonal, Notärzte und nicht-ärztliche und ärztliche Mitarbeiter in Notaufnahmen und auf der Intensivstation müssen auch an Sepsis denken, wenn kein Fieber vorliegt.


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One thought on “Fieber und Letalität bei Notaufnahmepatienten

  1. Ich hatte dieses Jahr einen schweren Magen-Darm-Infekt mit hohem Fieber (39°C – 39,6°C), immer wieder hatte ich was getrunken (Wasser), hatte nichts bei mir behalten. Aufgrund des Flüssigkeitsverlustes wurde zunächst in der Notaufnahme von einem hypovolämischen Schock ausgegangen – instabiler Kreislauf, getrübtes Bewusstsein, kaltschweissig… – kein Fieber! Durch Zufall bei einer weiteren Punktion wurde auf der Intensivstation ein septischer Schock! festgestellt! Aussage einer Schwester: „Es war knapp, sehr knapp – LEBENSGEFAHR!“ Dabei hatte ich mich besser gefühlt als zum Beginn der Erkrankung: umgekehrt proportional!

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