Auch in diesem Post beziehen wir uns auf diesen Weiterbildungsartikel:
Ashurt J, et al. Evidence-Based Management Of Potassium Disorders In The Emergency Department. EMP 2016; 18:11
Eine Hypokaliämie ist definiert ab einem Kaliunwert von <3,5 mmol/l im Blut. Hierbei wird ein Bereich von 3,0-3,5 mmol/l als mild, 2,5-2,9 mmol/l als moderat und <2,5 mmol/l als schwere Elektrolytstörung gewertet.
- 21% aller hospitalisierten Patienten weisen eine Hypokaliämie auf
Ursache sind:
- inadäquate Kaliumzufuhr
- Esstörungen (<1 g Kalium pro d)
- chronischer Alkoholkonsum
- Renaler Kaliumverlust
- Diuretika (13% aller mit Diuretika behandelten Patienten erleiden eine milde bis moderate Hypokliämie)
- erhöhte mineralkorticoide Aktivität
- Hypomagnesämie
- genetische Ursachen (z.B. Brater-, Gitleman-, Liddle-Syndrom)
- gastrointestinaler Kaliumverlust
- Erbrechen
- Durchfall
- nasogastrale Sonde, Kurzdarmsyndrom
Merke: Serumkaliumverlust von 1 mmol/l entspricht einem Gesamtkaliumverlust von 100-200 mmol/l.
Differentialdiagnose, antizipiere Hyperkaliämie bei:
- auch wenn Datenanalysen von bis zu 44.000 Patienten vorliegen ist die Symptomatik unspezifisch
- (Muskel-)Schwäche
- (Muskel)-Lähmung
- Myalgien
- Palpitationen
- paralleles Vorliegen bei diabetischen Entgleisungen, Myokardinfarkt, Nierenversagen, Virusinfekten, cerebrovaskulären Notfällen, Krampfanfällen, spinalem Schock, myasthenische Krisen
Innerklinische Annäherung an das Problem:
- Sichtung des Medikamentenplans
- Evaluation Niereninsuffizienz (inkl. Sono der Nieren wegen Harnstau und postrenalen Nierenversagen), Durchfallerkrankungen, Schilddrüsenproblematik
- Achte auf Bradykardie, EKG und Hinweis auf Synkopen
- Labor: Blutgasanalyse (BGA; cave: Alkalose geht mit Hypokaliämie einher) + BB, Nierenwerte, Elektrolyte + Urin (Urin-Na, Urin-K, Osmolalität + Serumosmolalität)
- cave: Hypokaliämie-assoziierte Lähmung: m:w = 4:1, Ursache: Genmutation der alpha–1-Untereinheit des Dihydropyridine-sensitiven Calciumkanal der Skelettmuskulatur, Auslöser: Stress, Aktivität, hochkalorische Mahlzeiten, Symptome: Hyporeflexie, generelle Schwäche, The. Kaliumsubstitution und Monitorbett
EKG-Veränderungen bei Hypokaliämie:
- bei niedriger Serum-Kaliumkonzentration sinkt der transmembranöse Gradient, daraus folgt eine Verlängerung der Phase.3-Repolarisation und Anstieg der relativen Refraktärperiode des Kardiomyozyten
- Reduktion der T-Wellenamplitude, Verlängerung des PR-Intervall, ST Depression, T-Wellen Inversion, und ggf. U-Wellenformation (V2/V3)
- Risiko für Rhythmusstörungen
- bei QT-Verlängerungen >500 ms steigt das Risiko für Troste-de-pointes Tachykardien
- höhere Inzidenz von Vorhofflimmern
Therapie der Hypokaliämie:
- Zielwert Serumkalium: 4,5 mmol/l
- bei asymptomatische Patienten ohne Kontraindikation nur oralen Aufnahme und milde Hypokaliämie: Kaliumbrausetabletten
- Check der Medikamente und Ursache der Hypokaliämie, ggf. Medikamentenumstellung und weiterführende orale Kaliumsubstitution
- bei symptomatischen Patienten (mit EKG-Veränderungen): periphere intravenöse Kaliumsubstitution, immer ad Infusionen, niemals pur mit 10-20 mval/h
- bei höhenkonzentrierter Substitution >20 mval/h sollte die Applikation über eine zentrale Vene erfolgen wegen der auftretenden Venenreizung
- cave: bis zu 50% der Patienten mit einer Hypokaliämie haben parallel auch eine Hypomagnesämie (0,5 g/h i.v.), die ergänzend substituiert werden sollte
- cave: Patienten mit akuten Myokardinfarkt und Hypokaliämie haben ein 4-fach erhöhtes Risiko eine ventrikuläre Rhythmusstörung zu erleiden.
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