Reanimation beim Trauma – Sinnlos oder hilfreich?

VitalfunktionenIn einer aktuellen Analyse des TraumaRegister DGU wurde der Frage nach dem Überleben eines Trauma-assoziierten Herzkreislaufstillstandes nachgegangen:

Zwingmann J, et al.  Outcome and predictors for successful resuscitation in the emergency room of adult patients in traumatic cardiorespiratory arrest. Critical Care (2016) 20:282 (PDF)


Zwingmann und Kollegen analysierten die Daten des bundesweiten TraumaRegister DGU von 2002-2013. Berücksichtigt in der Analyse wurden Patienten im Alter ≥16 Jahren und mit einem ISS ≥16 Punkten. Von insgesamt 38,499 Patienten hatten 3,052 eine Herzkreislaufstillstand in der prähospitalen und/oder frühen innenklinischen Versorgungsphase in der Notaufnahme. Patienten, die nur während der Prähospitalphase reanimiert werden mussten (n=944), überlebten das Ereignis in 31,7%, mit einem guten bis moderaten neurologischen Behandlungsergebnis in 14,7% der Fälle. Wenn Reanimationsmaßnahmen nur in der Notaufnahme durchgeführt wurden (n=1197) betrug die Überlebensrate 25,6%, mit einem guten bis moderaten neurologischen Behandlungsergebnis in 19,2%. Diejenigen Patienten, die sowohl prähospital als auch in der Notaufnahme reanimiert werden mussten (n=911), überlebten 4,8% das Ereignis, mit einem guten bis moderaten neurologischen Behandlungsergebnis in 2,7%.

Ergebnisse im Überblick:

  • Überleben nur prähospitale CPR: 31,7%, moderates/gutes Outcome: 14,7%
  • Überleben nur innerhospitale CPR: 25,6%, moderates/gutes Outcome: 19,2%
  • Überleben prä-/innerklinische CPR: 4,5%, moderates/gutes Outcome: 2,7%

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Abb.: Neurologisches Behandlungsergebnis bei keiner Reanimation (keine CPR), nur prähospitaler Reanimation (nur Prä-CPR), nur innerklinischer Reanimation im Schockraum (SR-CPR) und bei Patienten die sowohl prähospital als auch innenklinisch im Schockraum reanimiert werden mussten (Prä- & SR-CPR) modifiziert nach Zwingmann et al. (Crit Care 2016). 

Limitiert wird die Untersuchung natürlich durch die Tatsache, dass in das TraumaRegister DGU keine Patienten eingeschlossen werden, die niemals die Klinik erreichten, also prähospital für Tod erklärt wurden. Diese Limitation verfälscht das Gesamtbild massgeblich, da die (unbekannte) Anzahl an tatsächlich in Deutschland aufgrund eines Traumas reanimierten Patienten eigentlich für eine Gesamtkalkulation berücksichtigt werden müssten. Studien geben bisher ein sehr uneinheitliches Bild, in welchem Anteil aller an einem Polytrauma verstorben Patienten (auch unter Reanimation) in der Präklinik versterben, hier werden Zahlen zwischen 34 und 92% genannt.

Dennoch zeigt die vorliegende retrospektive Untersuchung anhand der Daten eines großen Traumregisters, dass eine Reanimation beim Trauma, doch nicht mit einem so ungünstigen Überleben assoziiert ist, wie bisher angenommen wurde, und eine Reanimation auch bei dieses Patienten in Erwägung gezogen werden kann. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen jedoch auch frühere Untersuchungen, die ein Überleben von unter Reanimation aus der Präklinik in den Schockraum verbrachten Traumapatienten von 0-2% aufzeigten, hier liegt das Ergebnis der vorliegenden Untersuchung nur marginal höher.

An dieser Stelle verweisen wir noch einmal auf das Kapitel „Reanimation unter besonderen Bedingungen“ und die entsprechenden Empfehlungen des European Resuscitation Councils / German Resuscitation Council  (PDF & Algorithmus).


Bei news-papers.eu haben wir und bereits zuvor mit diesem Thema beschäftigt:

One thought on “Reanimation beim Trauma – Sinnlos oder hilfreich?

  1. Zur Entscheidungsfindung bzgl. dem Weiterführen oder Einstellen der Reanimationsmaßnahmen beim TCA wäre die Möglichkeit eines präklinischen Sono evtl. hilfreich – noch aktives vs. stillstehendes Herz. Wichtig erscheint mir auch die beim TCA grundsätzliche Anlage einer beidseitigen Thoraxdrainage, frühzeitiger Intubation sowie Volumengabe zur Therapie häufiger Ursachen des TCA.
    Folgender Artikel ist im Bezug auf TCA auch interessant:
    http://ccforum.biomedcentral.com/articles/10.1186/cc12504

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