Hier nun der 2. Teil zur sehr schönen Beitragsserie Asthma bronchiale aus AINS:
Wäsche A, et al. Asthma bronchiale. Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. AINS 51: 392-399
Kozian A, et al. Asthma bronchiale. Anästhesiologisches Management. AINS 2016; 51: 402-409
Hansen M, et al. Asthma bronchiale. Notfallmedizinische Versorgung. AINS 2016; 51: 412-420
Lesen Sie die Beiträge aus AINS für weitere und tiefgehendere Informationen.
Differenzierung schwerer Asthmaanfall:
- nur einzelne Worte sprechen
- Agitation, Unruhe
- SpO2 <90%
- Tachykardie (>120 bpm), cave: Bradykardie
- Tachypnoe (> 20/min)
- Peak-Flow (aus NVL): <50% Soll-Basiswert
- paO2: <60 mmHg
- paCO2: >40 mmHg
- absolute Warnzeichen: Zyanose, Vigilanzstörung, silent lung, Bradykardie
Risikofaktoren:
- lebensbedrohlicher Anfall mit invasiver Beatmung in der Anamnese,
- Krankenhausaufenthalte oder Notfallbehandlungen aufgrund von Anfällen in den letzten Jahren,
- aktuelle oder gerade beendete Einnahme oraler Glukokortikosteroide,
- keine inhalativen Glukokortikosteroide,
- hoher Verbrauch an inhalativen Beta-Mimetika,
- Anamnese einer psychiatrischen Erkrankung oder psychosoziale Probleme,
- geringe Medikamenten-Compliance,
- Lebensmittelallergie,
- männliches Geschlecht,
- Alter >40 Jahre,
- Nikotinabusus
Medikamentöse Therapie:
- Sauerstoff: SpO2-Zielwert 90-95%, 2-4 l O2/min oft ausreichend, cave: Hyperkapnie
- ß-Sympathomimetika: Salbutamol oder Fenoterol Inhalation alle 10-15 min, Nebenwirkungen: Unruhe, Tremor, Tachykardie, intravenöse Gabe von Reproterol (langsam iv, kann alle 10-15 min wiederholt werden) oder Terbutalin (alle 4 h subcutan) nur wenn inhalative Therapie versagt, Adrenalin (i.m. oder Inhalation) wird nur bei anaphylaktisch bedingtem Asthma empfohlen.
- Glucocorticoide: Anschlagszeit bis zu 1-2 h (frühzeitige Gabe daher notwendig), 25-50 mg Prednisolon-Äquivalent p.o., ggf. bei schweren Asthmaanfall bis zu 50-100 mg p.o. oder i.v.
- Anticholinergika: Iratropiumbromid wird als Kombination mit ß-Sympathomimetika empfohlen, Wiederholung alle 30 min möglich
- Theophyllin: Theophyllin alleine oder die einzige Kombination mit Prednisolon-Äquivalent wird in den Bereich eines Behandlungsfehlers gebracht, in Deutschland ist Theophyllin die letzte therapeutische Option, cave: Überdosierung bei vorbestellenden Theophyllin-Dauertherapie, teilweise wird in internationalen Empfehlungen vor der Gabe von Theophyllin gewarnt
- Magnesium: 2 g i.v., ggf. kann Magnesium auch inhaliert werden
Beatmung:
- bei Versagen der medikamentösen Therapie bei Erschöpfung des Patienten in der Hypoxämie (zB Vigilanzstörung, Hypoxie, Erschöpfung, drohende/bestehende Atemstillstand)
- 2-4% der im Krankenhaus Patienten werden beatmungspflichtig
- unklar ist, ob eine NIV Vorteile bietet
- S1 Leitlinie Notfallnarkose empfiehlt: Midazolam + Esketamin + Rocuronium oder Propofol + Fentanyl + Rocuronium, aber natürlich sind auch Propofol + Esketamin oder anstelle des Esketamin das Ketamin möglich
- cave: auf ausreichenden großen Tubus achten (nachfolgendes Absaugen, ggf. Bronchoskopie)
- cave: häufig Narkose-assoziierte hämodynamische Insuffizienz (25-30%)
- niedrigstmögliche Beatmungsdruck, I:E von 1:3, FiO2 initial 1,0 dann reduzieren, Ziel SpO2 90-95%