Präoxygenierung in der Präklinik: PEEP bringt klaren Vorteil

Ein Gastbeitrag von Simon Kahlen, Ulm          Nahezu jeder fünfte kritisch kranke Patient, der in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation intubiert wird, erleidet eine Hypoxämie.[1] Eine effektive Präoxygenierung vor der Narkoseeinleitung ist daher entscheidend, um diese potenziell lebensbedrohliche Komplikation zu vermeiden.

Während klinische Studien gezeigt haben, dass die nicht-invasive Beatmung (NIV) die Hypoxämierate im Vergleich zur klassischen Sauerstoffmaske nahezu halbieren kann,[1] ist der Einsatz von NIV im prähospitalen Setting häufig nicht möglich oder nur eingeschränkt realisierbar.

Eine kürzlich in JAMA Network Open veröffentlichte randomisierte Crossover-Studie[2] hat deshalb drei Präoxygenierungsmethoden untersucht, die im Rettungsdienst praktikabel sind.

Roveri G, Camporesi A, Hofer A et al.

Preoxygenation With and Without Positive End-Expiratory Pressure in Lung-Healthy Volunteers: A Randomized Clinical Trial

JAMA Network Open 8: e2511569-e2511569 (2025)

Betrachtet wurden:

  • Sauerstoffmaske mit Reservoirbeutel (NRB)
  • Beutel-Masken-Beatmung (BVM) ohne positiven endexspiratorischen Druck (PEEP)
  • BVM mit PEEP-Ventil

Insgesamt wurden 53 Probanden – darunter normalgewichtige und übergewichtige Erwachsene sowie Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren – über jeweils drei Minuten mit den genannten Methoden präoxygeniert (jeweils 15 l/min O₂, Crossover-Design).

Das Ergebnis:
Die BVM mit PEEP erzielte die höchste exspiratorische Sauerstoffkonzentration (FeO₂) – ein Indikator für eine besonders effektive Denitrogenisierung der Lunge. Zudem zeigte die elektrische Impedanztomographie eine verbesserte Ventilation in den dorsobasalen Lungenabschnitten unter PEEP-Anwendung. Zusätzlich ermöglichten die BVM mit und ohne PEEP höhere Werte im Oxygen-Reserve-Index, welcher die Oxygenieung im hyperoxischen Bereich abbildet.

Fazit:
Präoxygenierung mit PEEP erhöht die Effizienz der Präoxygenierung. Für Notfallteams stellt die Anwendung eines Beatmungsbeutels mit PEEP-Ventil eine einfach umsetzbare Maßnahme zur Senkung des Hypoxämierisikos dar – insbesondere bei Risikopatienten wie Kindern und Adipösen.

 

Literatur:

Gibbs KW, Semler MW, Driver BE, Seitz KP, Stempek SB, Taylor C, Resnick-Ault D, White HD, Gandotra S, Doerschug KC et al: Noninvasive Ventilation for Preoxygenation during Emergency Intubation. New England Journal of Medicine 2024, 390(23):2165-2177

 

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