Kardiopulmonale Reanimation bei Asthma

Bildschirmfoto 2016-05-19 um 09.01.59Fallbeispiel: Ein junger Erwachsener erleidet im Beisein seiner Freunde einen Asthmaanfall, der letztendlich in einem Kollaps endet. Die Freunde des jungen Manns fangen eine Laienreanimation an und alarmieren den Rettungsdienst. Diese rettungsdienstlichen Kollegen finden einen tief zyanotischen Patienten im Herzkreislaufstillstand und übernehmen sofort die kardiopulmonale Reanimation.

Was genau sagt hier eigentlich die ERC/GRC Empfehlungen zur kardiopulmonalen Reanimation bei Asthma?

Truhlar A, et al. Kreislaufstillstand in besonderen Situationen. Kapitel 4 der Leitlinien zur Reanimation 2015 des European Resuscitation Council. Notfall Rettungsmed 2015 · 18:833–903 (PDF)

  • 300 Mio. Menschen leiden weltweit an Asthma und 250.000 Patienten versterben weltweit jährlich an Asthma
  • Risikokonstellationen für einen fatalen (also tödliche endenden) Asthamanfall sind: schwerer Asthmaanfall mit Beatmungspflicht in der Vorgeschichte, Krankenhaus und Notfversorgung wegen Asthma im vergangenen 12 Monaten, kein/geringer Gebrauch von Kortikosteroiden, zunehmende Gebrauch von ß2-Sympathomimetika, Angststörung/Depression oder geringe Therapieeinsicht, Nahrungsmittelallergien
  • die meisten Todesfälle bei Asthma erfolgen vor Krankenhauseinweisung
  • Ursachen des Herzkreislaufstillstandes  sind: Hypoxämien durch Bronchospasmus, asthmabedingte hypoxische Rhythmusstörungen, Arrhythmien durch ß2-stimulierende Medikamente, Elektrolytentgleisungen, Auto-PEEP, Spannungspneumothorax

Folgende Massnahmen erfolgen bei einem asthmabedingten Herzkreislaufstillstand:

  • Basismassnahmen der kardiopulmonalen Reanimation (Beatmung und Thoraxkompressionen)
  • Beatmung (cave: hohe Beatmungsdrücke können notwendig sein, Beatmungsfrequenz 8-10/min, ggf. intermettierende Dislokation des Beatmungsbeutels vom Tubus zur Verhinderung eines „air-trappings“)
  • Sauerstoffgabe
  • Gabe von Adrenalin (hat ß2-Sympathomimetische Wirkung und wirkt damit bronchodilatativ)
  • Kortocosteroide, Magensium
  • Volumentherapie (Asthma kann mit Hypovolämie und Dehydrierung einhergehen)
  • Ausgleich von Elektrolytstörungen
  • Evaluation der 4 H (Hypoxie, Hypo- oder Hyperkaliämie, Hypo- oder Hyperthermie, Hypovolämie) und HITS (Herzbeuteltamponade, Intoxikation, Thrombose von Koronargefäß oder Lungenarterie, Spannungspneumothorax)

Zum Thema Spannungspneumothorax:

  • Diagnose eines Spannungspneumothorax unter kardiopulmonaler Reanimation ist deutlich erschwert, daher auf Hautemphysem und hohe Beatmungsdrücke achten, innerklinsch ggf. Sonographie der Pleurahöhle oder Röntgenthorax
  • bei V.a. Spannungspneumothorax kann eine Nadeldekompression erfolgen, dieser hat immer die Anlage einer Thoraxdrainage zu folgen (Verhinderung Rezidivspannungspneumothorax), ggf. direkte Anlage einer Thoraxdrainage in Minithorakotomietechnik
  • ein bilateraler Spannungspneumothorax muss bedacht werden, dann Entlastung beider Seiten (!)
  • ultima Ratio: ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung): hier liegen aber keine guten Studien vor.

Bild: mit freundlichen Genehmigung von Dr. Peter Voigt, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Leipzig.

2 thoughts on “Kardiopulmonale Reanimation bei Asthma

  1. Guten Tag aus Fulda!
    Vielen Dank für das Aufgreifen dieses relativ seltenen, aber für uns Notfallmediziner sehr wichtigen Themas. Ich bin überrascht, dass das Rechtsherzversagen nicht als eine der Komplikationen und Ursachen eines Herz-Kreislaufstillstandes auftaucht. Von den wenigen Fällen, die ich selber versorgt habe, schien mir nach Echokriterien dies relativ häufig zu sein. Kennen Sie dazu Zahlen oder Einschätzungen? Müssen wir darauf stärker fokussieren oder ist die Echobeurteilung eines Asthmatikers in einer Periarrestsituation so unsicher, dass ich einfach daneben lag? Was sind Ihre Erfahrungen?
    Liebe Grüße und bis bald!

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