Die Mesenterialischämie ist ein seltener, aber lebensbedrohlicher Notfall. An dieses Chamäleon muss man im Rettung- und Notarztdienst und in der Zentralen Notaufnahme einfach immer wieder denken.
Daniel G. Clair und Kollegen beschreiben in einer aktuellen Übersichtsarbeit Aspekte der Mesenterialischämie:
Clair DG et al., Mesenteric ischemia. NEJM 2016; 374: 959-968
Anbei ein paar Interessante Punkte aus dem Artikel aus dem NEJM:
- Entwicklung einer Mesenterialischämie: wenn der mesentierale Blutfluss den metabolischen Anforderungen der viszeralen Organe nicht mehr decken kann
- viele viszerale Gefäße können betroffen sein (z.B. A. mesenterica superior, A. mesenterica inferior)
- Frauen (70%) sind häufiger als Männer (30%) betroffen
- seltene Ursache des abdominellen Schmerzes mit <1 pro 1.000 Krankenhausaufnahmen (cave: nicht Vorstellungen in der Notaufnahme)
- embolische Verschlüsse der Mesenterialarterien: 40-50%
- thrombotische Verschlüsse vorbestehender Stenosen der Mesenterialarterien: 20-35%
- venöse Thrombose: 5-15% (reduzierter venöser Abfluss, Darmschwellung, Bauchschmerz) infolge Thrombophilie, Trauma, lokale inflammatorische Prozessen (z.B. Pankreatitis, Diverticulitis, Entzündungen im biliären System)
- Dissektionen der Mesenterialarterien: <5%
- insgesamt hohe Letalität: 80-100%
- akute Mesenterialischämie ist ein chirurgisches Krankheitsbild (DD interventionelle Angiologie/Radiologie im interdisziplinären Teamansatz)
- >90% der chronischen Mesenterialischämien liegen atherosklerotische Veränderungen zugrunde
- NOMI: reduziertes „Cardiac Output“ mit reduziertem meseteriellem Blutfluss
- in der Anamnese beachten (Mesenterialarterienembolie): andere atherosklerotische Erkrankungen, Gefäßerkrankungen (inkl. periphere arterielle Verschlusserkrankungen, koronare Herzerkrankung, renovaskuläre Erkrankungen), Vorhofflimmern, Z.n. Myokardinfarkt
- in der Anamnese beachten (Mesenterialthrombose):
- tiefe Beinvenenthrombose
- Tumorerkrankungen
- chronische Lebererkrankungen
- Protalvenenthrombose
- Thrombophilie
- Symptomatik:
- sehr unterschiedlich
- Abdominalschmerz
- akuter Beginn
- cave: wechselnder Schmerz
- Thrombosen scheinen einen geringeren abrupten Beginn aufzuweisen als Patienten mit Embolien
- Symptomatik der chronischen Mesenterialischämie:
- sehr wechselhaft
- prostprandialer Schmerz (ca. 30-60 min nach Nahrungsaufnahme)
- Übelkeit/Erbrechen
- Gewichtsverlust, u.a.
- Labor:
- Elektrolyt und Säure-Base-Status (Azidose, Laktat)
- Infektparameter
- bisher kein sicherer Biomarker verfügbar
- Diagnostik:
- Sonographie
- CT/MRT
- Endoskopie
- Angiographie
Merke: Eines der wichtigsten Aspekte ist: daran denken!
One thought on “Mesenterialischämie: Achtung!”