Sprachbarriere: Ein Fallstrick in der Notfallmedizin…

10049_19_4_CoverFigure_PrintNotfallmedizin bezieht Professionalität mit ein. Ein ganz wesentliches Tool in der Notfallmedizin ist die Anamnese, hierzu ist ein sprachlicher Austausch notwendig. Zunehmend werden Notfallmediziner mit Patienten konfrontiert, für die deutsch keine Muttersprache ist, oder die teilweise trotz eines längeren Aufenthaltes im deutschsprachigen Raum noch keine ausreichende Sprachexpertise entwickeln konnten. Mangelnde Sprachkenntnisse der Patienten gehen mit dem Risiko eines Missverständnisses im Gesprächsverlaufs einher und dies kann nachfolgend zu Behandlung- und Versorgungsfehlern führen. In einem aktuellen Artikel in Notfall- und Rettungsmedizin wird dieser Aspekt detailliert aufgegriffen, absolut lesenswert:

Pluntke S. Kulturgebundene Aspekte der Notfallversorgung. Notfall Rettungsmed 2016 DOI 10.1007/s10049-016-0145-x

Versteht man den Patienten nicht, wird versucht dies mitunter durch eine intensivere Diagnostik, teilweise auch eine Überdiagnostik zu kompensieren. Man muss sich auch vergegenwärtigen, dass für den Patienten, der sich nicht mitteilen kann der Eindruck von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Autonomieverlust und Unsicherheit entsteht. Gefühle wie Angst und Resignation können so rasch entstehen.

Hilfsmittel an dieser Stelle, auch wenn nicht in jedem Einzelfall hilfreich, können sein:

  • Kommunikation in einer Universalsprache (zB Englisch, Französisch)
  • Kommunikation mit Hilfe eines Dolmetschers
  • Kommunikation über visuelle Kommunikationsmittel (zB tip doc, tip doc emergency)

Manchmal muss man auch kreativ sein und das Umfeld zu Rate ziehen (zB Arbeitskollegen, Familienangehörige). Dabei ist das Einverständnis des Patienten und auch die Berücksichtigung der Schweigepflicht essentiell: also keine einfache Situation.

Professionalität in der Notfallmedizin heisst aber auch sich auf neue Bedingungen einzustellen, also packen wir es an.

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