Hypercalzämie – Ein Update

Ein Gastbeitrag von Dr. Stephanie Döll, Bad Berta: 

Störungen der Calxiumhämöostase kommen in der Notaufnahme vor. Marcella Walker hat sich diese Thema in JAMA angenommen:

Walker MD, et al. Hypercalcemia. A Review. JAMA. 2022;328(16):1624-1636

Aufgrund dessen, dass das Calcium im Serum überwiegend an Immunglobuline, vor allem ans Albumin gebunden ist, sollte sich bei der Quantifizierung der Calciumstörung auf das ionisierte Calcium bezogen werden. Dies ist meist rasch über eine Blutgasanalyse verfügbar.

Eine leichte Hyperkalziämie ist definiert als ein Gesamtcalciumwert von weniger als 12 mg/dl (<3 mmol/l)  oder ein ionisiertes Calcium von 5,6 – 8,0 mg/dl (1,4-2 mmol/l) . Meist ist sie asymptomatisch, kann aber bei 20% der Patienten mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit oder Obstipation einhergehen.

Eine schwere Hyperkalziämie (Gesamtcalcium 14 mg/dl bzw. >3,5 mmol/l – ionisiertes Calcium 10 mg/dl bzw. 2,5 mol/l) kann sich über Tage bis Wochen entwickeln. Meist verursacht sie Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Polyurie, Dehydrierung, Muskelschwäche, Lethargie, Verwirrtheit und Somnolenz, schlimmstenfalls resultiert sie in einem komatösen Zustand des Patienten. Es kann zu EKG-Veränderungen wie kurze QT-Intervalle, erweiterte QRS-Komplexe und Arrhythmien kommen.

In 90% der Fälle ist die Ursache einer Hyperkalziämie ein primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT) oder sie ist paraneoplastisch assoziiert. Weitere Ursachen können sein: granulomatöse Erkrankungen z.B. Sarkoidose, Endokrinopathien z.B. Schilddrüsenerkrankungen, Immobilisierung, genetische Störungen oder Medikamteninduziert z.B. bei Einahme von Thiaziddiuretika, sowie bei Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Kalzium, Vitamin D oder Vitamin A. Ein Diagramm zur Diagnosefindung bzw. Detektion der zugrundeliegenden Ursache der Hyperkalziämie findet man im o.g. Artikel nochmal ausführlich dargestellt.

Eine erste wichtige Untersuchung bei unklaren Hyperkalziämien ist die Bestimmung des intakten Parathormons im Serum. Während ein erhöhter oder ein normaler Spiegel auf einen pHPT hindeutet, ist ein erniedrigter Spiegel (<20pg/ml je nach Assay) ein Hinweis auf eine andere Ursache.

Therapeutisch ist eine leichte Hyperkalziämie in der Regel nicht behandlungsbedüftig und kann kontrolliert werden. Bei einem pHPT kann je nach Alter, Serumspiegel und einer Nieren- oder Skelettbeteiligung eine Parathyreoidektomie in Betracht gezogen werden.

Die Akuttherapie einer symptomatischen oder schweren Hyperkalziämie besteht aus

  • Infusionstherapie und
  • intravenösen Gabe von Bisphosphonaten (z.B. Zolendronsäure oder Pamidronat).
  • Bei Patienten im Nierenversagen kommt die Dialyse und Denosumab (monoklonaler Antikörper) zum Einsatz. Glukokortikoide können als Primärbehandlung ebenfalls angewendet werden, wenn die Hyperkalziämie auf eine übermäßige intestinale Calciumabsorption (z.B. Vitamin-D-Intoxikation, granulomatöse Erkrankungen, einige Lymphome) zurückzuführen ist. Diese Therapie senkt zumindest vorübergehend den Serumkalziumspiegel und lindert die Symptome.

Ist die Ursache detektiert und behandelt ist die Prognose gut, allerdings sind paraneoplastisch assoziierte Hyperkalziämien mit einer schlechten Prognose assoziiert.

Insgesamt ist der Artikel von Dr. M. Walker eine sehr gute Zusammenfassung zum Thema Hyperkalziämie. Sehr häufig kommt sie in der Notaufnahme nicht vor, aber gerade bei unspezifischen Symptomkomplexen muss man an die Hyperkalziämie differentialdiagnostisch denken und dementsprechend unbedingt wissen wann und wie man sie behandelt.

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