Studien aus dem Bereich der Neurologischen Intensivmedizin 2021/2022

Professor Michalski und Kollegen stellen Studien aus dem Bereich der Neurologischen Intensivmedizin 2021/2022 vor:

Michalski D et al. Fokus Neurologische Intensivmedizin 2021/2022. Zusammenfassung ausgewählter intensivmedizinischerStudien. Anaesthesiologie 2022; 71: 872-881

Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der präsentierten Studien:

  • Maurice A, et al. General anesthesia versus sedation, both with hemodynamic control, during Intraarterial treatment for stroke: the GASS randomized trial. Anesthesiology 2022; 136:567–576

Diese multizentrische randomisierte Studie zum periprozeduralen Management der endovaskulären Therapie des Hirninfarktes konnte in Bezug auf den funktionellen Zustand nach 3 Monaten keinen Unterschied zwischen der Allgemeinanästhesie und der alleinigen Sedierung, begleitet von einem hämodynamischen Monitoring mit vordefinierten Grenzen, zeigen. 

  • Katsanos AH, et al. Blood pressure after endovascular thrombectomy and outcomes in patients with acute ischemic stroke: an individual patient data meta-analysis. Neurology 2022; 98:e291–e301

Eine Metaanalyse konnte unter Einbeziehung von mehr als 5.500 Behandlungsfällen, die eine endovaskuläre Therapie aufgrund eines proximalen Gefäßverschlusses erhielten, einen statistischen Zusammenhang zwischen dem mittleren systolischen Blutdruck innerhalb der ersten 24 h nach dem Eingriff und dem funktionellen Zustand nach 3 Monaten zeigen, wobei ein höherer Blutdruck u. a. mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für ein günstigen funktionellen Zustand sowie einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein Versterben und eine Hirnblutung assoziiert war.

  • Reinink H, et al. Surgical decompression for space-occupying hemispheric infarction: a systematic review and individual patient metaanalysis of randomized clinical trials. JAMA Neurol 2021; 78:208–216

In dieser Metanalyse zu den Effekten der dekompressiven Hemikraniektomie bei Betroffenen mit raumforderndem Hirninfarkt zeigten sich, assoziiert mit der operativen Therapie, eine reduzierte Sterblichkeit und eine verbesserte Chance für eine geringere funktionelle Beeinträchtigung.

  • Bösel J et al. Effect of early vs standard approach to tracheostomy on functional outcome at 6 months among patients with severe stroke receiving mechanical ventilation: The SETPOINT2 randomized clinical trial. JAMA 327:1899–1909

Mithilfe eines randomisierten Designs zeigte diese multizentrische Studie keinen Vorteil einer frühzeitigen, d. h. innerhalb der ersten 5 Tage erfolgten Tracheotomie im Vergleich zu einem späteren Eingriff bei Patientinnen und Patienten mit schwerem ischämischem oder hämorrhagischem Schlaganfall, bezogen auf den funktionellen Zustand nach 6 Monaten.

  • Gutiérrez-Viedma Á, et al. Therapy delay in status epilepticus extends its duration and worsens its prognosis. Acta Neurol Scand 2021; 143:281–289

Diese prospektive monozentrische Kohortenstudie lieferte für das Krankheitsbild des Status epilepticus einen statistischen Zusammenhang zwischen der Latenz bis zur Therapieeinleitung und der Dauer bis zum erfolgreichen Durchbrechen des Status, die ebenfalls mit der Sterblichkeit insofern assoziiert war, sodass ein länger anhaltender Status epilepticus mit einer vermehrten Sterblichkeit einherging.

  • Kowoll CM, et al. IGNITE status epilepticus survey: a nationwide interrogation about the current management of status epilepticus in Germany. J Clin Med 2022; 11:1171

Basierend auf einer Befragung deutscher Intensivstationen zeigte sich eine gute Adhärenz gegenüber dem stufenweisen Behandlungskonzept des Status epilepticus, jedoch fanden sich relevante Unterschiede hinsichtlich der Verfügbarkeit der EEG-Diagnostik zwischen den Versorgungsstufen der Krankenhäuser und dem inhaltlichen Schwerpunkt der Stationen.

  • la Cour KN, et al. Distribution of delirium motor subtypes in the intensive care unit: a systematic scoping review. Crit Care 2022; 26:53

In dieser Metaanalyse unter Einbeziehung von fast 14.000 Patientendaten aus dem intensivmedizinischen Bereich zeigte sich anteilig das hypoaktive Delir als am häufigsten vorkommende Delirform, gefolgt von der gemischten und der hyperaktiven Form, wobei die gemischte Form mit der höchsten Sterblichkeit während des Intensiv- bzw. Krankenhausaufenthaltes assoziiert war.

  • Völk S, et al.  Decline in the number of patients with meningitis in German hospitals during the COVID-19 pandemic. J Neurol 2022; 269:3389–3399.

Diese retrospektive multizentrische Sammlung von Behandlungsdaten zeigte einen zahlenmäßigen Rückgang der in Deutschland im Jahr 2020 stationär behandelten Meningitisfälle gegenüber den Vorjahren, einhergehend mit den implementierten Hygienemaßnahmen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie.

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