Routine im Atemwegsmanagement kommt nicht aus dem Notarztdienst

Kollegen der Schweizerischen Rettungsflugwacht REGA um Urs Pietsch haben 365 Atemwegssicherungen durch die HEMS-Crews innerhalb eines Jahres (1.6.16-31.5.17) ausgewertet.

Pietsch et al.

Airway management in a Helicopter Emergency Medical Service (HEMS):

a retrospective observational study of 365 out-of-hospital intubations

BMC Emergency Medicine (2022) 22:23

https://doi.org/10.1186/s12873-022-00579-8

Dabei konnten die Autoren ein paar interessante Ergebnisse präsentieren:

Der First pass succes der REGA-Crews ist im Vergleich zu anderen Publikationen recht hoch: 339 Patienten (92,9 %) konnten erfolgreich im ersten Versuch intubiert werden (First pass success FPS). Leider ist nicht beschrieben, ob ein einheitlicher Algorithmus für das Vorgehen bei der Atemwegssicherung bestand.

So wurden im Beobachtungszeitraum (vor 5 Jahren) nur 26 Patienten videolaryngoskopisch intubiert (24 mit einem C-MAC (Fa. Karlstorz, Tuttlingen) ohne Beschreibung der Spatelform und 2 mit einem Airtraq. Offensichtlich wurde die Videolaryngoskopie erst im Anschluss an die Untersuchung als first-line-device eingeführt, so wie es die  S1-Leitlinie prähospitales Atemwegsmanagement vorsieht. Es lässt sich leider nicht erkennen, ob der FPS unter Videolaryngoskopie besser war, als ohne.

Die 26 Fälle ohne FPS wurden in 12 Fällen erfolgreich in einem zweiten Versuch ohne weitere Hilfsmittel intubiert, 9 Mal wurde ein Bougies zur Hilfe genommen, 4 Mal wurde ein supraglottische Alternative eingelegt und ein Patient wurde bis zur Aufnahme in der KLinik Beutel-Maske beatmet.

Interessant erscheint auch der Einsatz von Muskelrelaxanzien in nur 71,5 % der beschreibenen Fälle, wobei nicht alle Patienten zur Narkoseeinleitung relaxiert wurden, andererseits jedoch 29 von 102 Patienten unter Reanimation zur Intubation ein Relaxanz erhielten.

Dies mag Ausdruck dessen sein, dass die prähospitale Atemwegssicherung für die HEMS Crews ein seltenes Ereignis darstellt. Im Beobachtungszeitraum intubierten die beteiligten 129 Notärzte im Median 2 Patienten (IQR 1 bis 4). DIes unterstreicht, wie schon in anderen Arbeiten, dass Routine in der Atemwegssicherung nur aus einer regelmäßigen klinischen Tätigkeit, nicht jedoch aus dem Notarztdienst erfolgen kann.

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