Visuelle Phänomene werden im Rahmen einer Migräneaura beschrieben. Hierbei gibt es aber zahlreiche Differentialdiagnose neben der Migräne. Eren et al. gegen genau auf diese Differentialdiagnostik ein:
Eren OE et al. Visuelle Phänomene in Verbindung mit Migräne und ihre Differenzialdiagnose. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 647-53; DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0287 (PDF)
Hintergrund:
- Visuelle Phänomene sind vielgestaltig, wobei ihre differenzialdiagnostische Zuordnung meist über die gezielte Anamnese möglich ist.
- Im Folgenden werden häufig vorkommende, von der Migräneaura abzugrenzende visuelle Phänomene beschrieben.
Methode:
- Die Übersicht basiert auf einer selektiven Literaturrecherche in PubMed und dem Web of Knowledge/Science mit Berücksichtigung der aktuellen Klassifikationen der internationalen Kopfschmerzgesellschaft sowie Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.
- Es wurden die folgenden Suchbegriffe verwendet: „visual phenomena/phenomenon“, „migraine aura“, und „persistent/complication/longlasting/ ongoing“.
Ergebnisse:
- Richtungsweisend sind die Fragen, ob die
- Symptome mono- der binokular vorliegen, ob die
- Symptomatik schlagartig, über Minuten oder Tage einsetzte und
- ob es sich um ein erstmaliges, rezidivierendes oder bleibendes Phänomen handelt.
- Die visuelle Aura als ein migräneassoziiertes Phänomen muss in seltenen Fällen von folgenden Erkrankungen abgegrenzt werden:
- der isolierten Epilepsieaura,
- einer zerebralen/retinalen Ischämie sowie von
- Visual-Snow-Syndrom (VSS)
- Weitere Differenzialdiagnosen sind
- die fortbestehende Wahrnehmungsstörung nach Halluzinogengebrauch (HPPD, „hallucinogen persisting perception disorder“) sowie das
- Charles Bonnet Syndrom (CBS) als Folge einer stark eingeschränkten Sehleistung.
- Das seltene posteriore reversible Enzephalopathie-Syndrom (PRES) demaskiert sich durch die zusätzlich auftretenden klinischen Symptome meist im Verlauf selbst.
- Primär ophthalmologische Ursachen können durch die augenärztliche Untersuchung meist sehr gut zugeordnet werden.
Schlussfolgerung:
- Typischerweise konsultieren Patienten mit visuellen Phänomenen verschiedene Fachdisziplinen. Dabei ist eine Einordnung nur möglich, wenn die Schilderungen in einem Gesamtkontext gesehen und den unterschiedlichen Krankheitsentitäten zugeordnet werden können.