Steffen Graustoff und Lars Holtz gehen in einem aktuellem und sehr gut geschriebenen Artikel in Notfall&Rettungsmedizin auf das Thema Hyperkaliämie und das sog. BRASH-Syndrom ein. Was ist das BRASH-Syndrom eigentlich ?
Grauton S, et al. Hyperkaliämie und BRASH- Syndrom in der Notfallmedizin. Klinische Relevanz und Zusammenhang mit EKG-Befunden. Notfall Rettungsmed 2019; LINK
- Grenzwerte der Hyperkaliämie 5,5 mmol/l
- mild (5,5–5,9 mmol/l)
- moderat (6,0–6,4mmol/l)
- schwer(≥6,5mmol/l)
- Die Hyperkaliämie ist ein unabhängiger prognostischer Mortalitätsrisikofaktor
- lebensbedrohliche Herzrhthymusstörungen meist erst ab 6,5 mmol/l
- kontinuierliches EKG-Monitoring und 12-Kanal-EKG notwendig, bei:
- Kaliumwerte >6,0 mmol/l und klinische Symptome bzw. zu erwartender Kaliumanstieg
- Kaliumwert >6,5 mmol/l
- Bei für eine Hyperkaliämie typischen EKG-Veränderungen unabhängig vom Kaliumwert
- Symptomatik von vollständig asympomatisch, unspezifisch bis Abgeschlagenheit, Muskelschwäche, Parästhesien oder Schwindel (bis hinzu urämische Enzephalopathie oder septische Enzephalopathie mit Nierenversagen)
Die Abkürzung BRASH steht für:
- Bradykardie,
- „Renal failure“ (Nierenversagen)
- AV-Knoten-Blocker
- Schock
- Hyperkaliämie
Zeichen der Hyperkaliämie im EKG:
- Sinusbradykardie
- Bradykardes Vorhofflimmern
- Schenkelblöcke
- Abflachung und Verbreiterung der P-Wellen bis zum gänzlichen Verschwinden von P
- Verlängerung der PQ-Zeit
- Verbreiterung des QRS-Komplexes
- Hohe T-Wellen („Kirchturm-T“)
- Spätzeichen:
- Verschmelzung von QRS-Komplex und T-Welle zu sinusförmiger Welle
- Finale Stadien:
- Kammerflimmern
- „Slow VT“, nicht schockbar
- PEA bei brady- oder tachykarden Herzrhythmusstörungen mit bizarr veränderten breiten QRS- Komplexen
- Asystolie
Übersicht zur Akutmedikation:
Kalzium i.v.
- Dosierung: 30 ml Glukonat 10 % über 3 min, ggf. nach 5 min wiederholen bei weiterbestehenden EKG-Veränderungen
- Wirkung: Membranstabilisierung, keine Änderung des Serumkaliums
- Streng i.v. applizieren, da bei Paravasat Gewebsnekrosen
Bei digitalisierten Patienten Dosisreduktion, z. B. nur 10 ml Kalziumglukonat 10 % über 15 min
Natriumbicarbonat i.v.
- Dosierung: 50–100 ml 8,4 %
- Cave: Azidose kann toxische Hyperkaliämiewirkung aggravieren, vermutlich nur geringe Kaliumreduktion
- Bei (vermuteter) Azidose, insbesondere bei metabolischer Azidose ohne Anionenlücke
- 100 ml kann Volumenbelastung bedeuten
Glukose/Altinsulin i.v.
- Dosierung: 25 g Glukose (z.B. 50 ml Glukose 50 % oder 62,5 ml Glukose 40 % oder 125 ml Glukose 20 %) plus Altinsulin 10 IE langsam intravenös
Salbutamol p.i.
- Dosierung: 10-20 mg p.i.
- Wirkung: Verschiebung des Kaliums
- Kann transient paradoxe Kaliumerhöhung von 0,15 mmol/l verursachen, daher nicht als Monotherapie
Furosemid i.v.
- Dosierung: 40 mg i.v.
- Wirkung: Elimination des Kaliums
- Cave: Bei insgesamt reduziertem Volumenstatus (z. B. Exsikkose) und/oder fehlender Nierenfunktion (z. B. bei terminaler Niereninsuffizienz ohne Restaus- scheidung)
Poly(styrol-co-Divinylbenzol)-sulfonsäure-Natriumsalz
- Dosierung: 4-mal 15 g/Tag p.o. bzw. 2-mal 30 g/Tag rektal
- Elimination des Kaliums
- Später Wirkeintritt, keine Erstlinienoption für Notfalltherapie
Nierenersatzverfahren (Hämofiltra- tion/Hämodialyse)
- Ziel: Elimination Kalium