Rentiere wären das bessere Klinikpersonal

In unseren Breitengraden bestimmt der Wechsel zwischen Helligkeit und Dunkelheit unseren Tagesrhythmus. Dies gilt auch für viele Tiere. Wir unterscheiden zwar tagaktive und nachtaktive Tiere, letztlich ist der Schlaf-Wach-Rhythmus aber von Hell-/Dunkelphasen bestimmt.

Bild von Natalia_Kollegova

Anders verhält es sich bei den Svalbard-Rentieren auf Spitzbergen. Denn diese leben nördlich des Polarkreises, also in einer Region, in der es im Winter nicht hell und im Sommer nicht dunkel wird.

Würden sie ihren Schlaf-Wach-Rhythmus den Hell-/Dunkelphasen anpassen, müssten sie ein halbes Jahr lang wach bleiben – und ein halbes Jahr lang schlafen. Deshalb fällt Dunkelheit als Schlaftrigger aus. Somit können Rentiere aktiv sein, wann immer es für sie am besten ist. Dementsprechend können sie sich auf Umweltfaktoren, wie beispielsweise das Wetter, besser einstellen. Die perfekten Wetterbedingungen zur Nahrungssuche decken sich in der Arktis nicht immer mit dem 24-Stunden-Rhythmus. Weil sie also ohne Pausen arbeiten können, sind die Rentiere die perfekten Zugtiere für den Schlitten des Weihnachtsmanns.

Wir wissen heute heute, dass der Tag-Nacht-Rhythmus sowohl das schichtarbeitende Personal aber auch die Patienten im Krankenhaus maßgeblich beeinflusst.

Während vor allem für Intensivpatienten der Einfluss eines gestörten Tag-Nacht-Rhythmus in vielen Studien ausführlich untersucht ist, fehlen Untersuchung bezüglich der Auswirkungen auf das Klinikpersonal.

In ihrer Übersicht beschreiben Pinzon und Galetke nachdrücklich den Einfluss eines gestörten Schlafes auf die Inzidenz eines Delirs bei Intensivpatienten.

Pinzon D, Galetke W. Schlaf auf Intensivstation, Somnologie 2020; 24: 16–20

Aber auch für die Beschäftigten wurde der Einfluss von Nachtarbeit untersucht. Folkard et al. zeigen, dass in rotierenden Schichtsystemen der kumulative Anstieg von Fehlern über mehrere Nachtschichten in Folge stärker ist, als über mehrere Tagschichten in Folge.

Folkard S et al. Modeling the impact of the components of long work hours on injuries and „accidents“. American journal of industrial medicine. 2006; 49: 953-63

Fischer et al. zeigen in einer Metaanalyse, dass in Nachtschichten das Fehlerrisiko signifikant höher ist, als in den Früh- und Spätschichten (RR 1,36 [95%KI 1,15-1,60]; n=17 Studien).

Fischer Det al. Updating the „Risk Index“: A  systematic  review  and  meta-analysis  of  occupational  injuries  and  work  schedule characteristics. Chronobiol Int. 2017; 34: 1423-38

Da wir also alle keine Svalbard-Rentiere sind, müssen wir die Zahl der aufeinander folgenden Nachtschichten im Sinne der Patientensicherheit und unserer eigenen Gesundheit geringhalten und auf ausreichend Schlaf zwischen diesen Schichten achten.

Das news-papers-Team wünscht allen Lesern einen schönen Nikolaus-Tag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.