Was passiert beim Lockdown mit den Patientenzahlen in der Notaufnahme?

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Und der COVID-19 Lockdown ´light´ geht weiter, daher sind Untersuchungen zur Vorhaltung von Personal und Material während eines Lockdown interessant und wichtig. Aber wie Verhalten sich Patientenzahlen in den den Zeiten vor und nach einem Lockdown? Vielleicht können wir ja aus dem ersten Lockdown Anfang des Jahres aus Finland etwas lernen.

Kuitunen I et al. The effect of national lockdown due to COVID-19 on emergency department visits. Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine (2020) 28:114 (PDF)

Der Ausbruch von COVID-19 führte am 16. März 2020 zu einer landesweiten Abriegelung in Finnland. Bisherige Daten über die Patientenlast in den Notaufnahmen während Pandemien sind knapp. Unser Ziel ist es, die Auswirkungen der landesweiten Abriegelung und der sozialen Distanzierung auf die Anzahl und die Gründe für Besuche in den Notaufnahmen (ED) und stationäre Einweisungen in drei Grosskrankenhäusern vor und nach dem Ausbruch der COVID-19-Epidemie in Finnland zu beschreiben.

Die Daten für diese registerbasierte retrospektive Kohortenstudie wurden bei drei großen Notaufnahmen in Finnland erhoben, die 1/6 der finnischen Bevölkerung abdecken. Einbezogen wurden alle Patienten, die sechs Wochen vor und sechs Wochen nach dem Lockdown in die Notaufnahme kamen. Pädiatrische und gynäkologische Patienten wurden ausgeschlossen. Es wurden Zahlen und Gründe für Notaufnahme-Besuche und stationäre Einweisungen gesammelt. Der entsprechende Zeitraum im Jahr 2019 wurde als Referenz herangezogen.

Insgesamt wurden 40.653 Notaufnahmevorstellungen und 12.226 stationäre Aufnahmen analysiert. Die Gesamtzahl der Notaufnahmevorstellungen ging nach dem Lockdown um 16% zurück, während die Zahl der stationären Aufnahmen um 15% zurückging (p<0,001). Diese Veränderung der stationären Einweisungen war in allen teilnehmenden Krankenhäusern ähnlich. Die Besuche aufgrund von Rücken- oder Gliederschmerzen gingen um 31% und die Zahl der Besuche aufgrund von Infektionskrankheiten um 28% zurück. Die Besuchsrate und die stationären Einweisungen aufgrund von akutem Myokardinfarkt und Schlaganfall blieben während des gesamten Studienzeitraums stabil. Interessanterweise blieb die Rate der stationären Einweisungen aufgrund psychiatrischer Diagnosen unverändert, obwohl die Notaufnahme-Besuchsrate um 19% zurückging. Die Zahl der Notaufnahme-Besuche (n=282) und der stationären Einweisungen (n=55) aufgrund von COVID-19 blieb in den teilnehmenden Krankenhäusern niedrig.

Fazit:

  • Veränderungen bei den Notaufnahme-Besuchen und stationären Einweisungen vor und während der Frühphase des COVID-19-Ausbruchs waren nicht vorhersehbar, und die Ergebnisse können den Krankenhäusern und insbesondere den Notaufnahmen helfen, ihre Ressourcen besser zu fokussieren.
  • Überraschenderweise gab es einen starken Rückgang der Zahl der Vorstellungen in Notaufnahme aufgrund von Rücken- oder Gliederschmerzen und nicht so überraschend bei Infektionskrankheiten.
  • Die Raten der akuten Myokardinfarkte und Hirnschläge blieben stabil.
  • Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Krankenhäusern und Notaufnahmen stabile Ressourcen für die Behandlung von Patienten mit schweren Krankheiten benötigt werden. Weitere Untersuchungen auch aus Deutschland zu diesem Thema sind wichtig.

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