Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz:
In einer interessanten Serie „Einfach praktisch“ beschreiben Philipp Gotthardt und Kollegen aktuell in Notfall & Rettungsmedizin die STEMI-Äquivalente und Highrisk- NSTEMIs – Einfach und praktisch:
Gotthardt P, et al. STEMI-Äquivalente und Highrisk- NSTEMIs – Einfach und praktisch. Notfall Rettungsmed 2017; https://doi.org/10.1007/s10049-017-0356-9
Die Kollegen führen hierzu aus:
ST-Hebungsinfarkt (STEMI):
- definiert durch >20 min persistierende ST-Streckenhebungen >0,1mV in mindestens 2 benachbarten Ableitungen
- für die Brustwandableitungen V2/3 gelten angesichts häufiger Normvarianten andere alters- und geschlechtsabhängige Grenzwerte:
- >0,25 mV bei Männern unter 40 Jahren,
- >0,2 mV bei Männern über 40 Jahren,
- >0,15 mV bei Frauen jeden Alters
Wellens-Syndrom Typ A/B:
- biphasische (Typ A) oder tief invertierte (Typ B) T-Wellen in V2-3 (teilweise ausgedehnt über V1-6)
- isoelektische ST-Strecke oder minimale ST-Streckenhebung (<1 mm)
- kein Q in den Vorderwandableitungen
- auftreten in Beschwerdefreiheit nach anamnestischer Angina pectoris
- nicht oder nur minimal erhöhtes Troponin
- hochgradig verdächtig für eine relevante Stenose des R. interventricularis anterior (RIVA)
- Reperfusionseffekt nach passagerem Verschluss des RIVA bei hochgradiger Stenose
Modifizierte Sgarbossa-Kriterien bei bekanntem Linksschenkelblock (korrigierte Version):
≥ 1 Ableitung mit konkordanter (gleiche Richtung wie QRS bei positivem QRS) ST-Hebung (STE) ≥1mm
≥1 Ableitung von V1-3 mit konkordanter (gleicher Richtung wie QRS bei hier negative QRS) ST-Senkung (STD) ≥1mm
≥1 Ableitung mit diskordanter ST-Streckenhebung ≥1 mm, wenn diese ≥ 25% der S-Welle misst
De-Winter-T-Wellen:
- Vorderwandableitungen (V1-6):
- Hohe, prominente, symmetrische T-Wellen
- aufsteigende ST-Senkung >1 mm am J-Punkt
- fehlende ST-Streckenhebung
- Zusätzlich: ST-Streckenhebung (0,5−1 mm) in aVR
- 2% der Patienten mit akutem RIVA-Verschluss
Links:
Korrigierte Version vom 20.12.2018
Ihr vermischt hier die klassischen Sgarbossakriterien mit der Smith-Modifikation. Der Sinn von 5 mm plus >= 25% der S-Zacke ergibt sich mir nicht, habe ich so auch noch nicht gelesen.
Gruß Dominik
Nach eingehender Prüfung der Publikation und weitere Literaturstellen möchten wir gerne die Angaben zu den mod. Sargossakritieren wie folgt korrigieren:
Modifizierte Sgarbossa-Kriterien bei bekanntem Linksschenkelblock:
≥ 1 Ableitung mit konkordanter (gleiche Richtung wie QRS bei positivem QRS) ST-Hebung (STE) ≥1mm
≥1 Ableitung von V1-3 mit konkordanter (gleicher Richtung wie QRS bei hier negative QRS) ST-Senkung (STD) ≥1mm
≥1 Ableitung mit diskordanter ST-Streckenhebung ≥1 mm, wenn diese ≥ 25% der S-Welle misst
Wir danken für den wichtigen Hinweis und haben den oben stehenden Blogbeitrag entsprechend korrigiert.