Advanced Life Support – Update 2020 der sechs ILCOR TASK FORCES

Am 21. Oktober 2020 sind die neuen Empfehlungen zur kardiopulmonalen Reanimation in Resuscitation publiziert worden:

Nolan JP et al., Executive Summary 2020 International Consensus on Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care Science With Treatment Recommendations. Resuscitation 2020 online.

… hier eine kurze Zusammenfassung, weitere Details werden folgen …

Gleichzeitig wurden die AHA Highlights_2020_ECC_Guidelines publiziert.

Advanced Life Support – Hot Topics

Vasopressoren bei Herzstillstand: 

  • Placebo-kontrollierte Studien zeigten, dass Adrenalin beim prähospitalem Herzkreislaufstillstand die ROSC-Rate, das Überleben bis zur Entlassung und das Überleben nach 3 Monaten erhöht, es zeigte sich aber keinen Anstieg der Überlebensrate bis zur Entlassung mit gutem neurologischen Behandlungsergebnis.
  • Auch in grösseren und neueren Studien (8000 Patienten) wurde kein Unterschied in der Überlebenszeit bei günstigem oder ungünstigem neurologischen Behandlungsergebnis nach 3 Monaten festgestellt; daher ist der Einfluss der Adrenalingabe auf das neurologische Behandlungsergebnis bei Patienten bei prähospitalem Herzkreislaufstillstand unsicher.
  • Die ALS Task Force empfiehlt bei einem Herzstillstand mit nicht-schockbarem Rhythmus so schnell wie möglich Adrenalin zu verabreichen, es sei denn, es gibt eine eindeutig reversible Ursache, die rasch behoben werden kann. Der optimale Zeitpunkt für die Verabreichung von Adrenalin bei Patienten mit schockbaren Rhythmen ist unbekannt. Die ALS Task Force schlägt vor, Adrenalin zu verabreichen, nachdem die ersten Defibrillationsversuche erfolglos geblieben sind.  Das optimale Timing oder die Anzahl der Schocks, nach denen Adrenalin verabreicht werden sollte, bleibt jedoch unklar.
  • Die ILCOR ALS Task Force 2019 spricht für die prähospitale und innenklinische Situation die gleichen Empfehlungen aus.
  • Die Anwendung von Vasopressin verbessert weder allein noch in Kombination mit Adrenalin das Behandlungsergebnis; daher wird zur Verringerung der Komplexität Adrenalin allein vorgeschlagen.

Target Temperature Management:

  • HYPERION zeigte, dass bei prähospitalem und innerklinischem Herkreislaufstillstand bei komatösen Patienten mit initialem nicht-schockbaren Rhythmus an Tag 90 ein neurologisch gutes Überleben mit 10,2% in der 33°C-Gruppe vs. 5,7% in der Normothermiegruppe (Risk Difference, 4,5%; 95% CI, 0,1-8,9; p=0,04) vorlag.
  • Die ALS Task Force entschied sich jedoch dafür, die Aktualisierung der Empfehlung zu verschieben bis Ergebnisse zum TTM-2 (Targeted Hypothermia Versus Targeted Normothermia After Out-of-Hospital Cardiac Arrest) RCT vorliegen.

„Double Sequential Defibrillation“:

  • ALS Task Force identifizierte bisher nur Beobachtungsstudien
  • es wurde sich gegen die routinemässige Nutzung der Double Sequential Defibrillation bei schockbaren Rhythmen ausgesprochen.

Intravenöse vs. intraossäre Applikation:

  • ALS Task Force empfiehlt den intravenösen Zugang als erste Wahl während eines Herzstillstands bei Erwachsenen
  • wenn intravenöse Zugänge scheitern oder ein Zugang nicht möglich ist, wird ein intraossärer Zugang vorgeschlagen
  • Prospektive Studien werden wichtig sein, um zu ermitteln, ob die Verabreichung von Medikamenten zuerst über den intravenösen oder den intraossären Zugangsweg die langfristigen Ergebnisse beim Herzstillstand beeinflusst.

Point of Care Echocardiographie zur Prognose unter Reanimation: 

  • Die ALS Task Force warnte vor einer Überinterpretation der rechtsventrikulären Dilatation als diagnostischer Indikator für eine massive Lungenembolie, da dieser Befund bei Herzstillstand jeglicher Ursache häufig anzutreffen ist.
  • Die ALS Task Force entschied sich gegen den Einsatz der Point-of-Care-Echokardiographie zur Prognose während der Reanimation.

Herzkreislaufstillstand bei Lungenembolie:

  • keine Änderungen

Sauerstoffkonzentration nach ROSC:

  • keine Änderungen

Beatmungsstrategie:

  • im Vergleich zur Normokapnie bei Erwachsenen mit ROSC nach Herzstillstand gibt es keine ausreichende Evidenz für oder gegen eine gezielte Behandlung der leichten Hyperkapnie
  • Die Task Force schlägt auch vor eine Hypokapnie bei Erwachsenen mit ROSC nach Herzstillstand nicht routinemäßig anzustreben.

Prophylaktische Antibiotikagabe:

  • keine prophylaktische Antibiotikagabe nach ROSC

Postreanimations-Prophylaxe eines Krampfanfalls und Behandlung

  • Die ALS Task Force schlägt vor, die Anfälle zu behandeln, spricht sich aber gegen eine Anfallsprophylaxe nach einem Herzstillstand bei Erwachsenen mit ROSC aus.
  • Im Jahr 2015 gab es eine nachdrückliche Empfehlung zur Behandlung von Krampfanfällen. Bisher fehlen direkte Beweise, dass die Behandlung von Krampfanfällen kritische Ergebnisse bei diesen Patienten verbessert.

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