Teil 2: Was gibt es Neues aus der Kardiologie für die Notfallmedizin?

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz: 

Schüpke S et al. Ticagrelor or Prasugrel in Patients with Acute Coronary Syndromes. N Engl J Med 2019; 381:1524-34; DOI: 10.1056/NEJMoa1908973

Die prähospitale Gabe eines zweiten Thrombozytenaggregationshemmers beim „STEMI“ (oder besser: okklusiven Myokardinfarkt, OMI) ist zwar bei den im deutschsprachigen Raum üblichen Transportzeiten nicht notwendig und üblich, aber für die innerklinische Notfallmedizin dafür umso relevanter. Nachdem erst vor wenigen Jahren Ticagrelor (z.B. Brilique®) das Clopidogrel (z.B. Plavix®) für die meisten notfallmäßigen Katheterinterventionen bei OMI-Patienten abgelöst hat (mit Ausnahme der Patienten, die unter oraler Antikoagulation, z.B. Marcumar oder NOAK, stehen), sind nun die Ergebnisse der ISAR-REACT 5-Studie erschienen. Hier wurde im Rahmen der Katheterintervention von Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) die Gabe von Ticagrelor verglichen mit Prasugrel (z.B. Efient®).

  • randomisierte Multicenter-Studie
  • randomisiert wurden Patienten mit ACS, die für eine Katheterintervention vorbereitet wurden
  • die Patienten erhielten im Rahmen der Katheterintervention als zweiten Thrombozytenhemmer zusätzlich zum ASS entweder Ticagrelor (180 mg loading dose und 2 x 90 mg pro Tag als Erhaltungsdosis) oder Prasugrel (60 mg loading dose und 1 x 10 mg pro Tag als Erhaltungsdosis bzw. 1 x 5 mg bei Alter>75 Jahre oder Gewicht <60 kg)
  • primärer (zusammengesetzter) Endpunkt: Auftreten von Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall 1 Jahr nach der Randomisierung
  • sekundärer Endpunkt: Blutungskomplikationen
  • n=4.018 Patienten wurden randomisiert, 41% der randomisierten Patienten wiesen einen STEMI auf, 46% einen NSTEMI und ca. 13% eine instabile Angina pectoris
  • ein Ereignis des primären Endpunktes trat bei 184 der 2.012 (9,3%) Patienten auf, die mit Ticagrelor behandelt wurden, im Vergleich zu 137 der 2.006 (6,9%) Patienten, die mit Prasugrel behandelt wurden.
  • Das entspricht einer Risikoerhöhung um den Faktor 1,36 mit einem 95%-Konfidenzintervall von 1,09 bis 1,70, p=0,006
  • aufgetrennt nach den einzelnen Ereignissen ergaben sich folgende Zahlen:

  • hinsichtlich der Blutungskomplikationen gab es keinen statistisch signifikanten Unterscheid zwischen den beiden Gruppen: 5,4% in der Ticagrelor-Gruppe vs. 4,8% in der Prasugrel-Gruppe
  • das entspricht einer Risikoerhöhung um den Faktor 1,12 mit einem 95%-Konfidenzintervall von 0,83 bis 1,51, p=0,46

Fazit:

Eventuell erleben wir bald den nächsten Wechsel bei der dualen Plättchenhemmung beim ACS, weg vom Ticagrelor hin zum Prasugrel.

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