Prähospitale Kapnometrie als Qualitätsindikator bei Schwerverletzten

Eine spannende Analyse aus dem TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) liegt nun publiziert in Anästhesiologie und Intensivmedizin vor:
Wilharm A. et al. TraumaRegister DGU® Prähospitale Kapnometrie als Qualitätsindikator der Schwerverletztenversorgung. Anästh Intensivmed 2019; 60:419–432 (PDF) DOI: 10.19224/ai2019.419
Methodik
  • Datengrundlage ist das TraumaRegister DGU®.
  • Einschlusskriterien waren
    • Aufnahme über den Schockraum und vollständige Angaben zum Atemwegsmanagement.
    • Dokumentationsvollständigkeit, Häufigkeit und Art der Anwendung sowie Auswirkungen der Kapnometrie auf den klinischen Verlauf und das Behandlungsergebnis wurden deskriptiv analysiert.
    • Um Situationen zu erkennen, die die Häufigkeit der Anwendung beeinflussen, wurden Subgruppen gebildet (z. B. Transportart, Verletzungsschwere und -muster, Prähospitalzeit).
    • Ferner wurden die Auswirkungen einer fehlenden Anwendung der Kapnometrie auf den klinischen Verlauf und das Behandlungsergebnisn analysiert

Ergebnisse: 

  • 43.470 Fälle, aber nur in 62,3% Daten zur Kapnographie vorhanden
  • in 27.099 Fälle mit dokumentierter Atemwegsmanagement:
    • 82,9% nach endotrachealer Intubation (ETI n=5.200: 11,5% aller Fälle)
    • 26,9% nach alternativem Atemwegsmanagement mittels supraglottischem Atemweg (SGA n=467: 1,7% aller Fälle)
  • Nutzung unabhängig von Transportart und Verletzungsmuster
  • keine signifikante Auswirkungen auf den klinischen Verlauf, das Behanldungsergebnis oder die Letalität
  • Tendenz zu höherer Letalität nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma wenn die prähospitale Kapnometrie angewendet wurde

Schlussfolgerung:

  • obwohl durch aktuelle Leitlinien die Kapnometrie zur Überwachung von beatmeten Traumapatienten empfehlen und gefordert wird, scheint diese bei einem relevanten Anteil der Patienten – insbesondere bei alternativen Methoden der Atemwegssicherung – nicht angwendet worden zu sein.
  • geht man von einer schlechten Dokumentationsqualität aus, so besteht hier deutlicher Optimierungsbedarf
  • geht man tatsächlich von einer fehlenden Anwendung aus, so besteht deutlicher Verbesserungsbedarf in der Performance
  • Beides muss in Ausbildung und Training  betont werden.
  • Spannend ist der hohe Anteil von alternativen Atemwegen von 8% im Atemwegsmanagement, wenn eine Atemwegssicherung angegeben wurde. Dieses Ergebnis kann aber fehlinterpretiert werden, da eine alternative Atemwegssicherung nur in 1,7% aller genannten definierten Atemwegssicherungen angegeben wurden. Hier besteht eine große Unsicherheit in der Dokumentationsqualität.

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