In der DIVI – der Mitgliedszeitschrift der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin ist ein interessanter Artikel von Andreas Schaper und Kollegen erschienen:
Schaper A et al. Monkey go banana – Vergiftungen mit neuen psychoaktiven Substanzen (NPS). DIVI 2019; 10 115-121
Neue psychoaktive Substanzen:
- amphetaminähnliche Substanzen, synthetische Cathinone, synthetische Canabinoide
- fallen unter das „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz“
Amphetaminähnliche Substanzen:
- initial „Panzerschokolade“, Derivat Methylphenidat, Ritalin, 2. Weltkrieg
- später Technoszene
- Pharmakokinektik und -dynamik in Tabelettenform nicht vorhersehbar, Risiko für den Konsumenten
normales Ecstasy: 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA), Amphetamin
- nicht verwechseln mit Liquid Ecstasy (Gammehydroxybutyrat, GHB, euphorisierend, K.o.-Tropfen, Date-Rape-Drug) und Herbal Ecstasy; beides nicht mit MDMA verwandt
- Symptome der Ecstasy-Wirkung: Euphorie, Empathie, gesteigerte Aggressivität, Unterdrückung von Hunger- und Durstgefühl
- Nebenwirkungen von Ecstasy: Hyperthermie, Exsikkose, Arrhythmien, Krampfanfall, komatöse Zustände
- kein Antidot, symptomatische Therapie
Synthetische Cathinone:
- Stoffgruppe der 2-Phenylethylamine, chemisch eng mit Amphetamine verwandt
- Mephedron, Methylendioxypyrovaleron (MDPV)
- gehandelt als Badesalze, Bonsai-Dünger, Pflanzennahrung (oft mit Zusatz „not für human consumption“, Name: White Dove, Flex, Ecstasy
- Symptome: ähnlich der Amphetamine: euphorisierend, leistungssteigernd, Reduktion Durst- und Hungergefühl
- Nebenwirkungen: u.a. Arrthythmien, Krampfanfälle, starkes Schwitzen, gastrointestinale Beschwerden, Agitation, Aggression, Bewusstseinseintrübungen
- kein Antidot, symptomatische Therapie
Synthetische Canabinoide:
- Spice; Kräutermischung: Kräuter aber nur Beiwerk und Träger für die beigemischten synthetischen Canabinoide
- weitere Namen: Monkeys go banana, Bonzai Summer Boost, TNT
- Verbreitung als Badesalze, Dünger, Kräutermischungen
- cave: beigemischtes Blei (Toxizität!)
- Nebenwirkungen: Krampfanfälle, Myoklonien, Herzrhythmusstörungen, Hypokaliämie, Halluzinationen, Angststörungen
- kein Antidot, symptomatische Therapie
- Nachweis: nur in Speziallaboren, da üblicher Drogentest im Urin nicht anschlägt
Therapie:
- ggf. symptomatische Sofortmaßnahmen
- körperliche Untersuchung, Name der Droge eruieren, Latenz erfragen
- Giftinformationszentrale (GIZ) anrufen
- wenn möglich toxikologische Analytik, Droge, Urin und Blut asservieren
- intensivmedizinische Betreuung, Vorgehen mit GIZ absprechen
- orale Kohleaufnahme, Cave: Aspiration
- keine Magenspülung
- kein induziertes Erbrechen
- sekundäre Giftelemination meist nicht zielführend