Empfehlungen zur Anwendung von Metamizol

AmpulleIn der prähospitalen und innerklinischen Notfallmedizin wird Metamizol eingesetzt. Recht großzügig gehen wir teilweise mit diesem Medikament um. Die Agranulozytose ist das Schreckgespenst der Nebenwirkungen von Metamizol. So wichtig, dass sich sogar mehrere Arbeitskreise nun in Form einer Empfehlung zum Einsatz äussern. Intention der Empfehlung ist der perioperative Einsatz, aber wir können sicherlich auch für die Notfallmedizin viel daraus lernen:

Stamer UM et al. Empfehlungen zur perioperativen Anwendung von Metamizol. Anaesthesist 2019, https://doi.org/10.1007/s00101-019-0622-y

Eine Expertenempfehlung des Arbeitskreises Akutschmerz der Deutschen Schmerzgesellschaft, des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Schmerzmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Akutschmerz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie unter Beteiligung von Vertretern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.

Eine kurze Zusammenfassung der Empfehlungen:

  1. Blutbildkontrollen nur zur Überwachung der Leukozyten-/Granulozytenzahl beim perioperativen Einsatz von Metamizol sollen nicht als Standard vorgegeben werden. Veranlasst hingegen die operative Abteilung (postoperative) Routinekontrollen von Laborwerten aus anderer Indikation, so soll auf eine Abnahme der Leukozyten- bzw. Granulozytenzahl zum Ausschluss einer Neutropenie, Agranulozytose bzw. Panzytopenie geachtet werden.
  2. Medizinisches Personal soll sensibilisiert werden hinsichtlich klinischer Symptome, die auf eine Agranulozytose hinweisen können.
  3. Bei Verdacht auf eine Agranulozytose soll die Therapie mit Metamizol und anderen potenziell auslösenden Medikamenten sofort unterbrochen werden.
  4. Bei Verdacht auf eine Agranulozytose soll umgehend ein Differenzialblutbild zur Sicherung oder zum Ausschluss der Diagnose angefertigt werden.
  5. Patienten sollen über die Gabe von Metamizol, das Nutzen-Risiko-Verhältnis und mögliche Alternativen aufgeklärt werden. Der Informationsbedarf des Patienten und ein möglicher „Noceboeffekt“ sollten berücksichtigt werden.
  6. Patienten, denen Metamizol über einige Tage verabreicht worden ist und/ oder die mit einer weiterlaufenden Metamizolmedikation aus stationärer oder ambulanter Behandlung entlassen werden, sollen über die Symptome einer Agranulozytose aufgeklärt werden.
  7. Es soll dem Patienten empfohlen werden, bei entsprechender Symptomatik die Metamizolbehandlung abzubrechen und umgehend einen Arzt für eine Blutbildkontrolle aufzusuchen.
  8. Im Entlassungsbrief soll der Hausarzt/ weiterbehandelnde Arzt über die Metamizolmedikation informiert werden.
  9. Hat ein Patient auf Metamizol mit einer Neutropenie, Agranulozytose oder Panzytopenie reagiert, sollen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um eine zukünftige Reexposition zu vermeiden.

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