Beeinflusst der Atemweg die Beatmung und den Erfolg einer Reanimation?

Das Thema der Beatmung und mechanischen Reanimationsgeräten beschäftigt zahlreiche Arbeitsgruppen weltweit (s. POST). Beeinflusst die Beatmung mittels supraglottischen Atemwegen im Vergleich zur Intubation die Beatmung bzw. das Outcome der Patienten? Torben Kim Becker und Kollegen aus Pittsburgh, USA haben sich in der folgenden Arbeit diesem Thema angenommen:

Becker TK, et al. An assessment of ventilation and perfusion markers in out-of-hospital cardiac arrest patients receiving mechanical CPR with endotracheal or supraglottic airways. Resuscitation 2018; 122: 61–64 


Zu den Ergebnissen dieser Arbeit:

Mechanische Reanimationsgeräte (ACCD, automated chest compression device) werden als vergleichbar zur manuellen Thoraxkompression beim prähospitalen Herzkreislaufstillstand angenommen. Aktuelle Daten suggerieren jedoch, dass die Verwendung von supraglottischen Atemwegen bei der Verwendung von ACCD nicht unkritisch sind und möglicherweise schaden herbeiführen könnten. Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel von intubierten oder mit supraglottischen Atemwegen versorgten Patienten unter ACCD-Reanimation hinsichtlich direkter und indirekter Marker der Ventilation und Perfusion zu untersuchen.

In einer retrospektiven Untersuchung wurden die medizinischen Aufzeichnungen von 3 Rettungsdienstsystemen und aus Notaufnahmen hinsichtlich von prähospital reanimierten Patienten über einen Zeitraum von 2 Jahren ausgewertet. Es wurden Patienten mit prähospitalen Herzkreislaufstillstand und ACCD-Reanimation untersucht, bei denen ein erweiterter Atemweg zur Anwendung kam. Als ACCD-Gerät wurde LUCAS 2 in dieser Region eingesetzt. Als supraglottischer Atemweg der LTD. Die Vitalwerte wurde mittels Q-CPR (KoninklijkePhilips N.V., Amsterdam, Netherlands)  erfasst. Untersucht wurde der kapnographisch ermittelte Kohlendioxid-Wert (etCO2) unter Reanimationsmassnahmen. Darüber hinaus wurde die Ventilationsfrequenz, prähospital erfolgte ROSC-Rate, Blutdruck nach ROSC, und das 24-h Überleben dokumentiert.

Von 126 Patienten konnten valide Daten eruiert werden. 84 Patienten waren prähospital endotracheal intubiert worden (67%) und 42 hatten einen supraglottischen Atemweg erhalten (33%). Bei 28 Patienten (23%) konnte prehospital ein ROSC erreicht werden. Die 24 h-Überlebensrate betrug 10% (n=13). In der entsprechende Analyse konnte kein Unterschied hinsichtlich Ventilationsfrequenz, prähospital erfolgte ROSC-Rate, Blutdruck nach ROSC beobachtet werden.

Übersicht zu den Ergebnissen (ETT = Tubus, n=84 vs. SGA = LTD, n=42):

  • Alter: 69 vs. 62 Jahre
  • männliches Geschlecht: 67 vs. 60%
  • Laienreanimation: 5 vs. 19%
  • Zeit RD-Alarm bis CPR: 8 vs. 8 min
  • Zeit ACCD bis ROSC: 15 vs. 14 min
  • Zeit Atemweg bis ROSC: 16 vs. 17 min
  • prähospitaler ROSC [n; (%)]: 22 (26%) vs. 6 (14%)
  • ROSC und Krankenhausdaten [n; (%)]: 12 (14%) vs. 1 (2,4%)
  • 24 – h Überleben [n; (%)]: 4 (4,9%) vs. 1 (2,4%)

Betrachtet man die in der Studie präsentierten Daten zu den Kanpgraphie-Werten, so ergibt sich folgendes Bild:

Abb: Median der Kapnographiewerte unter ACCD-Reanimation bei intubierten (schwarz) und SGA-versorgten Patienten (grau) (mod. nach den Angaben aus Becker TK et al. Resuscitation 2017); Hinwies, Zeitpunkt 22 sind die Werte nach prähospitalem ROSC. 

38 Patienten wurden unter Reanimationsbedingungen unter damit unter ACCD-Nutzung in eine Notaufnahme verbracht (30% aller prähospitalen Reanimationspatienten). Von diesen 38 konnte bei 6 Patienten ein ROSC erreicht werden, und 3 Patienten überlebten die ersten 24 h. Alle diese Patienten waren prähospital mit einem Endotrachealtubus versorgt worden. Der Blutdruck systolisch/diastolisch betrug bei ETT vs. SGA-Patienten nach prähospitalem ROSC 117/82 vs. 107/62 mmHg, hier fand sich keine statistisch signifikanter Unterschied.

Die Autoren schlussfolgerten, dass in der retrospektiven Analyse kein Unterschied hinsichtlich der Ventilation und auch kein Hinweis für einen evidenten Unterscheid hinsichtlich anderer Parameter zwischen mit supraglottischen Atemwegen und mit Intubation unter ACCD-Reanimation versorgten Patienten beobachtet werden konnte.

Folgende Limitationen bestehen bei der Studie: Von den initial in der ETT-Gruppe mit 22 Patienten mit prähospitalen ROSC, waren die innenklinischen Daten nur in 12/22 (55%) verfügbar. In der SGA-Gruppe waren die kompletten innenklinischen Daten nur in 1/6 Patienten nachvollziehbar (17%). Daten für das 24 – h Überleben lagen zwar in fast der Hälfte der Patienten vor, anhand dieser Datenlage konnte jedoch auf keine Überlegenheit eines der beiden Beatmungsstrategien geschlossen werden. Letztendlich ist diese Limitation methodenbedingt und wird nur durch eine noch bessere Studienlogistik verbessert werden können. Trotz des excellenten Ansatzes der Studie ist die Studiengröße (die Anzahl „n“ der Patienten) – wie auch die Autoren selbst kritisch anmerkten („It is possible that small differences between the groups went undetected because of the sample size“ und “our study represents data on a relatively novel technology in OHCA patients from 2 years from 3 EMS agencies, and it is likely that a larger sample would require data from a national or preferably international registry of cardiac arrest patients”.) – viel zu klein, um eine entsprechende Schlussfolgerung treffen zu können. Die Autoren würdigen dies auch entsprechend mit dem Satz „…any effect on survival in particular must be considered exploratory and preliminary at best“. Es bleibt also zu diesem Thema weiterhin sehr spannend.


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