Verletzungen bei pädiatrischer Reanimation: Eine forensische Analyse

Benjamin Ondruschka und Kollegen gingen in ihrer aktuellen, retrospektiven Untersuchung den potentiellen Verletzungsfolgen einer kardiopulmonalen Reanimation im Kleinkindesalter nach:

Ondruschka B, et al. Cardiopulmonary resuscitation-associated injuries in still-/newborns, infants and toddlers in a German forensic collective. Forensic Science International 2017, 279: 235-240 (LINK)


Alle Sektionen des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Leipzig im Zeitraum 2011 bis 2016 wurden analysiert. Von 3.664 Sektionen betrafen 97 Kinder im Alter ≤4 Jahren. Die Sterbefälle, in denen eine traumatische Ursache (z.B. Verkehrsunfall) vorlag oder die nicht reanimiert worden waren, wurden ausgeschlossen. Letztendlich konnten so 51 Sterbefälle analysiert werden, bei denen final Reanimationsereignisse bei Kinder ≤4 Jahren stattgefunden hatten.

Am häufigsten fand sich ein Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) im untersuchten Obduktionkollektiv als Todesursache. Im Mittel wurden Reanmimationsmassnahmen über 50 Minuten durchgeführt. Eine Bystander-CPR fand dabei in 43% der Fälle statt. In 41% begannen die Reanimationmassnahmen bereits im prähospitalen Setting. Bei 28% der untersuchten Kinder wurde im Rahmen der gerichtlichen Obduktion mindestens eine Reanimations-assoziierte Verletzung protokolliert. Keine dieser Verletzungen wurde abschließend als relevant oder lebensbedrohlich bewertet. Sowohl die Reanimationsdauer als auch die Durchführung einer Laienreanimation waren nicht mit dem Nachweis von Reanimations-assoziierten Verletzungen korreliert.


Die wesentlichen Schlussfolgerungen dieser Untersuchungen sind:

  • Keine der registrierten Reanimations-assoziierten Verletzungen waren relevant oder lebensbedrohlich.
  • Verletzungen des Skeletts oder der Weichteile waren nach Reanimationen beim pädiatrischen Patienten sehr selten.
  • Bei Kindern, die entsprechende Verletzungen aufweisen, muss eine kritische Evaluation auf einen möglicherweise zugrundeliegenden Kindesmissbrauch erfolgen.
  • Professionelle Retter müssen sich vor dem Hintergrund der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung keine Sorge bezüglich intensiver Wiederbelebungsversuche bei pädiatrischen Reanimationssituationen machen.

Die Ergebnisse sollten uns allen die Sicherheit geben bei einem kindlichen Herzkreislaufstillstand „alles zu geben“ und nicht aus falscher Angst vor Komplikationen zurückhaltend zu agieren.


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