Reanimationsschäden: ACCD vs. manuelle Thoraxkompressionen

Automatische Reanimationsgeräte (z.B. Autopuls, LUCAS) werden zunehmend gerne und häufig im Rahmen der kardiopulmonalen Reanimation prähospital und innerklinisch eingesetzt. Dabei muss man die Einführung einer „neuen“ Technik immer kritisch, aber wohlwollend begleiten. Auf news-papers.eu haben wir daher einige Artikel der letzten Monate besprochen:


Nun muss man nicht nur nach Effektivität und neurologischen Behandlungsergebnis der kardiopulmonalen Reanimation schauen, sondern auch nach den Problemen, die mit den Reanimationsgeräten auftreten können:

Kosten RW et al. Safety of mechanical chest compression devices AutoPulse and LUCAS in cardiac arrest: a randomized clinical trial for non-inferiority. European Heart Journal (2017) 0, 1–8.  doi:10.1093/eurheartj/ehx318

In dieser prospektiven randomisierten Studien von Koster et al. wurden 1697 Patienten eingeschlossen. 574 wurden mittels AutoPulse reanimiert, 559 Patienten mittels LUCAS und 564 mit Philips MRx. Natürlich können nicht all diese Patienten nachverfolgt werden. Unter Berücksichtigung von Ausschlusskriterien verblieben zur Analyse 115 Patienten in der AutoPulse-Gruppe, 122 Patientsen in der LUCAS-Gruppe und 137 manuell reanimierte Patienten. Letztendlich konnte ein entstandener Schaden im Rahmen der Reanimation durch eine post-mortem Computertomographie (CT), eine Autopsie oder unter Betrachtung des weiteren klinischen Verlaufs bei 103 Patienten der AutoPulse-Gruppe, 108 Patienten der LUCAS-Gruppe, und 126 Patienten mit manuellen Thoraxkompressionen analysiert werden.

Schwerwiegende Verletzungen visceraler Organe erlitten:

  • 12 der 103 AutoPulse-Patienten (11,6%)
  • 8 der 108 LUCAS-Patienten (7,4%)
  • und 8 der 126 Patienten mit manuellen Thoraxkompressionen (6,4%).

Rippen- oder Sternumfrakturen erlitten:

  • 47 der 103 AutoPulse Patienten (45,6%), davon 3 Sternumfrakturen
  • 43 der 108 LUCAS Patienten (39,8%), davon 7 Sternumfrakturen
  • und 52 der 126 Patienten mit manuellen Thoraxkompressionen (41,3%), davon 5 Sternumfrakturen

Klar zuordnungsbare Todesfälle aufgrund von Verletzungen, die im Rahmen der Reanimation entstanden fanden sich in drei Patienten:

  • 2 Patienten hatten beim LUCAS Leberrupturen mit Passivblutungen
  • und ein Patient, der mit AutoPulse-behandelt wurde hatte einen Spannungspneumothorax mit Luftembolie

In der Diskussion führen die Autoren folgende Punkte an:

  • Die erste Stunde zum AutoPulse 2006 (ASPIRE) wurde vorzeitig abgebrochen, da eine zu hohe Letalität („trend of excess mortality“) bei mit AutoPulse-behandelte Patienten vorlag.
  • Die CIRC-Studie zeigte keine Überlebensvorteil für die AutoPulse-Anwendung gegenüber manuellen Thoraxkompressionen.
  • Die LINC- und die PARAMEDIC-Studie zeigte keinen Überlebensvorteil für die LUCAS-Anwendung gegenüber manuellen Thoraxkompressionen.
  • Die AHA- und ERC-Leitlinien ziehen die Anwendung von LUCAS und AutoPulse in Betracht, bei längeren Transporten und bei Anwendungen zur Reanimation im Herzkatheterlabor.

Als Ursachen für den bisher fehlenden Nachweis einer Überlegenheit von automatischen Reanimationsdevicen führen die Autoren an:

  • zu lange Anbringungszeiten bis zur maschinellen Thoraxkompression
  • Verrücken der vulnerablen Devices vom Thorax hin zum Abdomen bei Lagerungsmanövern
  • zu kräftige Kompressionen

Vorhergehende Studien zu Reanimationsschäden fanden folgende Konstellation:

  • mehr Reanimation-assoziierte Schäden mit LUCAS vs. manuelle Thoraxkompression (28 vs. 19%, p=n.s., Smekal et al.)
  • mehr Reanimation-assoziierte Schäden mit manuellen Thoraxkompressionen vs. LUCAS (25 vs. 19%, p=n.s., Lardi et al.)
  • für abdominelle Verletzungen bei AutoPulse-Anwendung (3 vs 1%, n=n.s., Pinto et al.)

Dabei muss aber konstatiert werden, dass diese Studien alle über relevante Limitationen verfügen. Auch im Rahmen der vorliegenden Studien von Koster et al. gibt es Imitationen, z.B. werden in post-mortem CTs erfahrungsgemäss häufiger Rippenfrakturen detektiert als bei der Autopsie. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass mehr Patienten nach manuellen Thoraxkompressionen überlebten (50%) im Vergleich zu AutoPulse (37%) oder LUCAS (34%), dies ist aber keine Ausdruck der Überlegenheit da andere Gründe (z.B. schlechtere Ausgangsbedingungen in den mit automatischen Reanimation-Device behandelten Gruppen) für die Letalität verantwortlich sein können. Aber dieses Ergebnis kann die Aussagen der Studie von Koster et al. beeinflussen, da bei überlebenden häufiger die klinischen Verläufe als Beurteilsmasstab und keine CT oder Autopisedaten genutzt wurde.

Die Autoren schlussfolgern aus ihrer Studie unter Berücksichtigung aller genannten Limitationen, dass LUCAS keine höhere Komplikationsrate als manuelle Thoraxkompressionen haben, aber dass es nicht ausgeschlossen werden kann, dass AutoPulse zu mehr Schäden führt. Weitere Untersuchungen sind notwendig…


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