Gerührt oder geschüttelt …

Medikamentenkonzentrationen in Perfusorspritzen in Abhängigkeit von der Zubereitung: Gerührt oder geschüttelt? James Bond mag seinen Martini gern geschüttelt, was allerdings zu einer Trübung des Cocktails führt, die sich erst mit der Zeit aufklärt. Doch wie verhält es sich mit der Konzentration von Medikamenten in Perfursorspritzen, die kritisch Kranke mit genau titrierten Dosen hochpotenter Wirkstoffe versorgen sollen? Bruno Garrigue und Kollegen aus Frankreich sind der Frage nachgegangen, ob die Art der Zubereitung einen Einfluss auf die Medikamentenkonzentrationen in der jeweiligen Perfusorspritze hat:

Garrigue B et al., Preparing Drugs for Infusion Via Syringe Pump: A Key Step to Ensure Homogeneous Concentration. Critical Care Nurse 2016; 36: 36-45

Untersucht wurden Präparationen von Norepinephrin, Insulin und Sufentanil/Ropivacain, die auf drei unterschiedliche Weisen hergestellt wurden: Einmal wurde zunächst der Wirkstoff aufgezogen, dann die Trägerlösung und dazu 5ml Luft. Anschließend wurde die Spritze fünfmal durch Schütteln um 180° gedreht. Beim zweiten Weg wurde zunächst der Wirkstoff, danach die Trägerlösung aufgezogen und es erfolgte keine Vermischung durch Schütteln oder ähnliches. Zuletzt wurde erst die Trägerlösung aufgezogen und danach der Wirkstoff und es erfolgte auch keine Vermischung. In allen Fällen wurde am Ende der Zubereitung evtl. vorhandene Luft entleert.

Die untersuchten Wirkstoffe wurden danach ausgewählt, daß sie in der Regel via Spritzenpumpe appliziert werden, mit einem Lösungsmittel aufgezogen werden und eine geringe konzentrationsabhängige therapeutische Breite aufweisen. Die Wahl fiel so auf die oben genannten Medikamente, wobei Sufentanil mit Ropivacain 0,2% vermengt wurde, welches zur epiduralen Analgesie zum Einsatz kommt.

Die Spritzen wurden dann mit einer Laufrate von 8ml/h entleert und die Konzentrationen gemessen: Für Norepinephrin zum Nullpunkt und dann alle 4 Stunden bis zur vollständigen Entleerung. Für Insulin zum Nullpunkt und dann alle 70 Minuten bis zur vollständigen Entleerung. Die Mischung aus Sufentanil/Ropivacain wurde mit Bolusgaben von 100 ml/h alle drei Minuten untersucht. Die Analyse der Medikamentenkonzentrationen erfolgte über eine Hochleistungsflüssigkeitschromatographie.

Für Norepinephrine zeigten sich für die erste Zubereitungsmethode Konzentrationen nahe der erwarteten Konzentration mit Abweichungen von weniger als 0,3%. Ohne Schütteln ergaben sich Konzentrationsabweichungen von 21% respektive 33%.

Beim Insulin lag die Abweichung mit 57% von der erwarteten Konzentration am höchsten, wenn erst das Lösungsmittel und dann das Insulin aufgezogen wurden, ohne die Spritze zu schütteln.

Beim Sufentanil/Ropivacain kam es bei allen untersuchten Spritzen zu einer niedrigeren Konzentration als erwartet für den ersten Bolus. Ohne Schütteln wurden die erwarteten Werte erst nach dem vierten oder fünften Bolus erreicht bzw. übertroffen.

Die Ergebnisse zeigen, daß eine konstante Konzentration erst durch mehrfaches Schütteln der Spritze erreicht wird. Die Ergebnisse haben einerseits Bedeutung für die Versorgung kritisch Kranker, die auf eine konstante Konzentration von Katecholaminen angewiesen sind, damit Änderungen der Laufrate auch eine parallele Änderung der Zeitdosis zur Folge haben. Ebenso sind die Ergebnisse für Studien wichtig, da sich bei uneinheitlicher Medikamentenzubereitung evtl. anders nicht erklärliche Gruppenunterschiede ergeben können.

Ob, und wie Sie Ihren Martini trinken, bleibt Ihnen überlassen. Aber die Zubereitung von Medikamenten für Spritzenpumpen sollte standardisiert sein und für eine ausreichende Durchmischung sorgen.


Ein Beitrag von

Dr. med. Ulf Harding
Zentrale Notaufnahme
Klinikum Wolfsburg
Email: Ulf.Harding@Klinikum.Wolfsburg.de


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