Tipps und Tricks zur Videolaryngoskopie mit dem Glidescope

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern, Schweiz:

Bacon ER, Phalon MP, Doyle DJ: Tips and Troubleshooting for Use of the GlideScope Video Laryngoscope for Emergency Endotracheal Intubation. Am J Emerg Med 2015; 33:1273-7

Ganz entscheidend für eine erfolgreiche endotracheale Intubation mit einem Videolaryngoskop mit einem stark gebogenen Spatel (indirekte Laryngoskopie) sind der Einsatz eines Führungsdrahtes und die Nachahmung der stark gebogenen Form des Spatels mit dem Tubus. So gelingt es am besten, den Tubus in Richtung des Glottiseingangs zu steuern. Alternativ kann der Tubus in Form eines Hockeyschlägers vorgeformt werden (90° Winkel etwa 6-8 cm von der distalen Spitze des Tubus entfernt).

  • Training, Training, Training! Auch die Videolaryngoskopie muss wie die direkte Laryngoskopie gründlich erlernt und regelmäßig (möglichst auch bei einfachen Intubationen) trainiert werden. Und: auch der in direkter Laryngoskopie sehr Erfahrene muss den Umgang mit der Videolaryngoskopie trainieren, da das Handling doch etwas anders ist.
  • Bei kleiner Mundöffnung oder Mundhöhle kann es schwierig sein, zusätzlich zum Videolaryngoskop noch den Tubus in den Mund einzuführen. Der Grund dafür ist, dass man das Videolaryngoskop üblicherweise mittig einführt, weil man so die beste Sicht auf die Stimmbandebene erhält.
    Hier gibt es mehre Tricks, um sich zu behelfen:

    • Das Videolaryngoskop, nachdem man sich die Stimmbandebene wie üblich dargestellt hat, im Mund insgesamt nach links verschieben. Dadurch wird rechts des Spatels mehr Platz frei. Die Sicht auf die Glottis ist war dadurch verzerrt, die Intubation gelingt dennoch.
    • Alternativ kann nur der Handgriff des Videolaryngoskops nach links verdreht werden und dann der Tubus über den frei werdenden Raum rechts vom Spatel eingeführt werden. Danach wird das Laryngoskop wieder in seine ursprüngliche Stellung (in die Mittellinie) zurückgedreht.
    • Platzierung des Tubus in die Nähe des Kehlkopfes unter direkter Laryngoskopie. Im Anschluss Einführen des Videolaryngoskops und endotracheale Intubation.
  • Die beste Sicht bedeutet nicht immer die besten Intubationsbedingungen. Man beobachtet teilweise, dass man zwar die Stimmbänder in der vollen Länge darstellen kann, aber die Trachea nicht intubiert bekommt. Hier hilft es möglicherweise, den Spatel 1-2 cm nach kranial gleiten zu lassen, so dass der obere Anteil der Stimmbänder aus dem Videobild gerät. Dadurch wird das Sichtfeld größer und der Winkel zur endotrachealen Intubation etwas günstiger.
  • Den Tubus an seinem proximalen Ende (das Ende weg vom Patient) halten und steuern. Dadurch ist die Spitze des Tubus viel besser und genauer zu steuern und die Drehung der Spitze des Tubus in Richtung der Glottisebene gelingt besser.
  • Teilweise beobachtet man, dass man zwar den Tubus unmittelbar vor die Glottis platziert bekommt, allerdings die endotracheale Intubation nicht gelingt. Hier hilft es, den Führungsstab mit dem Daumen der intubierenden Hand oder durch eine Assistenzperson 3-5 cm zurückzuziehen, um die starke Krümmung der Spitze des Tubus so aufzuheben.
    • Damit der Intubierende diesen Handgriff selbst durchführen kann, ist es ebenfalls sinnvoll, dass er den Tubus im Unterschied zur konventionellen Intubation möglichst proximal fasst.
    • Hier kann es zusätzlich helfen, den Tubus während des Zurückziehens des Führungsdrahtes um 90° im Uhrzeigersinn (nach rechts) zu drehen.

Noch ein paar Kniffe aus der eigenen Erfahrung:

  • Wenn man mit dem Tubus hinter die Arytenoid-Knorpel gleitet: Den mit Führungsstab armierten Tubus „deckenwärts“ und somit vor die Stimmbänder ziehen. Dann nochmal in einer Bewegung, in der der Tubus der Kurvatur des Spatels folgt, versuchen, den Tubus nach endotracheal zu schieben. Wie oben geschildert kann in diesem Fall auch nützlich sein, wenn sich der Tubus in der Position vor der Stimmbandebene befindet, den Führungsstab von einer Assistenzperson zurückziehen zu lassen und den Tubus gleichzeitig nach vorne zu schieben oder den Führungsdraht mit dem eigenen Daumen während des Vorschiebens zurückziehen.
    Die „schiebende Bewegung“ der intubierenden Hand, die man von der konventionellen Intubation gewohnt ist, ist für die Videolaryngoskopie nicht geeignet, da man dadurch den Tubus tiefer (Richtung dorsal) schiebt, aber nicht mehr der Kurvatur des Spatels in Richtung Trachea folgt. Die Blick- und Arbeitsrichtung ist bei der Videolaryngoskopie keine Gerade mehr!
  • Ähnlich wie bei der Doppellumen-Intubation hilft es aufgrund der starken Kurvatur des Tubus, ihn zunächst horizontal „von der Seite her kommend“ durch den Mund zu führen und erst dann in die vertikale Position zu drehen.
  • Wenn sich der Tubus an den Stimmbändern verfängt, hilft es, den Tubus im Uhrzeigersinn in die Trachea einzudrehen und dabei den Führungsstab zurückzuziehen.

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