Verlaufultraschall nach initial blanden Abdomen-CT im Traumamanagement notwendig?

Schockraum CT
Foto: S. Thierbach

Die Arbeitsgruppe um Emmanuel Schneck und Fritz Christian Roller aus Gießen hat sich einem sehr interessanten Thema im Traumamanagement angenommen: Was bringt die Verlaufsultraschalluntersuchung nach initial unauffälligen Abdomen-CT beim Traumapatienten?

Schneck E, et al. Impact of Abdominal Follow-Up Sonography in Trauma Patients Without Abdominal Parenchymal Organ Lesion or Free Intraabdominal Fluid inWhole-Body Computed Tomography. Fortschr Röntgenstr 2017; 189: 128–136


Das Management von Patienten nach schwerem Bauchtrauma ist anspruchsvoll und muss gut abgewogen werden. Die Ganzkörper-Computertomografie stellt den Goldstandard zur Diagnostik solcher Patienten dar.

In der S3 Leitlinie Polytrauma (Revision 2016) heisst es daher als Kernaussagen:

Eine initiale fokussierte abdominelle Sonografie zum Screening freier Flüssigkeit, „Focused Assessment with Sonography for Trauma“ (FAST), sollte durchgeführt werden. (GoR B)

Sonografische Wiederholungsuntersuchungen sollten im zeitlichen Verlauf erfolgen, wenn eine computertomografische Untersuchung nicht zeitnah durchgeführt werden kann. (GoR B)

Sofern die Computertomografie nicht durchführbar ist, kann eine gezielte sonografische Suche nach Parenchymverletzungen ergänzend zur FAST eine Alternative darstellen. (GoR 0)

Die Mehrschicht-Spiral-CT (MSCT) hat eine hohe Sensitivität und die höchste Spezifität im Erkennen intraabomineller Verletzungen und soll deshalb nach Abdominaltrauma durchgeführt werden. (GoRA)


Der Nutzen des Verlaufsultraschalls im Rahmen des „Tertiary Trauma Survey (TTS)“ bei Patienten ohne abdominelle Parenchymorganläsion oder freie Flüssigkeit im initialen abdominellen Computertomographie wird kontrovers diskutiert. In der retrospektiven Studie von Schneck et al. wurden nun erwachsene Patienten ohne Parenchymorganläsion oder freie Flüssigkeit in der initialen abdominellen Computertomographie, die eine erneute Ultraschalluntersuchung binnen 24 h nach dem Trauma erhielten, evaluiert. Insgesamt konnten in der vierjährigen Untersuchung 316 Patienten zur Analyse herangezogen werden (ISS 10±8, NISS 13±11). Im Verlaufsultraschall zeigten sich bei lediglich drei Patienten (0,9%) sehr geringe Mengen an freier Flüssigkeit, welche aber ohne jegliche weitere therapeutische Konsequenz verblieben. Keiner der Patienten starb an einer intraabdominellen Blutung.

Die Autoren schlussfolgerten aus ihren Daten, dass der Verlaufsultraschall im Rahmen des TTS keinen diagnostischen Nutzen aufwies und keinen Einfluss auf die Patientenfolgebehandlungen hatte. Einschränkend und als wichtiger Hinweis muss erachtet werden, dass es sich bei den untersuchten Traumapatienten, um Patienten handelte, bei denen keine Parenchymorganverletzung oder freier Flüssigkeit in der initialen abdominellen Computertomographie des Ganzkörper-CT nachgewiesen wurde.

Die Verlaufsultraschalluntersuchung zeigte bei Patienten mit unauffälliger abdomineller CT keinen zusätzlichen Nutzen.

Unter diesen Voraussetzungen suggerieren die vorliegenden Daten, dass eine Verlaufssonographie nicht routinemäßig durchgeführt werden muss, aber jederzeit falls klinisch oder laborchemisch erforderlich auch aufgrund der geringen Invasivität und der schnellen Verfügbarkeit erfolgen kann.


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2 thoughts on “Verlaufultraschall nach initial blanden Abdomen-CT im Traumamanagement notwendig?

    1. Das ist eine sehr gute Frage. Bei fehlendem WBCT oder isolierten Abdomen-CT wird sicherlich bei relevanten Trauma immer noch die RE-Sonographie notwendig werden. Bitte berücksichtigen, dass es sich dann nicht um eine RE-FAST sondern um eine detaillierte abdominelle Sonographie handeln muss, die auch umfangreichere Zeit benötigt und mehr als nur freie Flüssigkeit identifizieren soll.

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