1-Jahres-Risiko nach TIA oder Minor Stroke

MRTAmarenco P, et al. One-Year Risk of Stroke after Transient Ischemic Attack or Minor Stroke. NEJM 2016, 374: 1533-1542

In einer zweijährigen Untersuchung (2009-2011) wurden 4,200 Patienten (Alter: 66±13 Jahre, männliches Geschlecht: 60%) mit einer TIA bzw. einem Minor Stroke aus 61 Krankenhäusern in 21 Ländern 1 Jahr  lang prospektiv in einem online-TIA-Register nachverfolgt (TIAregistry.org). 78,4% der Patienten wurden binnen 24 h durch einen Neurologen in die Studie eingeschlossen. Hauptsymptome waren Schwäche in 66% und Sprachstörungen in 48%. 33,4% hatten eine zerebrale Ischämie, 23,2% hatten mindestens eine intracerebrale oder extrazerebrale Stenose der hirnversorgender Gefäße >50% und bei 10,4% bestand ein Vorhofflimmern. Als Therapie bis zur Krankenhausentlassung im Median nach 4 Tagen wurden in 90% eine Antithrombozytenmedikament, in 8% eine Antikoagulation und in 3,6% eine Revaskularisierung der Carotis vorgenommen.

Insgesamt wurden bei den Patienten binnen eines Jahres in 6,2% (95%CI: 5,5-7,0, n=274) ein MAJOR cardiovasculäres Ereignis dokumentiert:

  • 25 Todesfälle mit cardiovaskulärer Ursache (0,6%)
  • 210 nonfatale Stroke (4,7%)
  • 39 nonfatale akute Koronarsyndrome (ACS, 0,9%)

Darüber hinaus bestanden:

  • 533 erneuter TIA/Stroke (12,0%)
  • 46 akutes Koronarsyndrom (ACS: 1,1%), davon 16 Myokardinfarkt (0,4%)
  • 87 Blutung (2,0%, davon 16 moderate und 16 schwere Blutungen)
  • 80 Todesfälle (alle Ursachen, 1,8%)

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In der Abbildung ist die Kaplan-Meier-Kurve der zerebrovasculären Ereignisse (Schlaganfall) zu sehen, die nach 2, 7, 30, 90 und 365 Tagen 1,5% (n=67), 2,1%(n=95), 2,8% (n=128), 3,7% (n=168) und 5,1% (n=224) betrug.

Ergänzen wurde bei den Patienten der ABCD2-Score berechnet. Der ABCD2-Score besteht aus den Merkmalen Alter (A), Blutdruck (B), klinische Symptome (C) und Dauer der Symptome sowie Diabetes (D) und kann einen Wert zwischen 0 und 7 annehmen. Ein ABCD2-Score von >5 Punkten war mit einer Verdoppelung des Schlaganfallsrisikos binnen eines Jahres assoziiert (HR: 2,20, 95%CI: 1,41-3,42, p<0,001).

Die Autoren schlussfolgerten, dass in der vorliegenden Untersuchung eine niedrigere Rate an kardiovaskulären Ereignissen nach TIA eintraten, als vor dem Hintergrund vorhergehender Studien mit sog. historischen Patientenkollektiven (in 12-20%) angenommen werden konnte. Die Ursache der niedrigerer Ereignisrate sahen die Autoren in der verbesserten Sekundärprävention (zB Antikoagulation, rasche Rekanalisierung kritischer Karotisstenosen, Statintherapie und Blutdrucksenkung) nach initialer TIA-Symptomatik oder Minor-Stroke in Schlaganfallzentren.


Anmerkung zur Patientenzahl: In dieser Studie kamen 4.200 Patienten zur Auswertung. Ins TIA-Register waren zum Auswertungszeitpunkt jedoch 4.789 Patienten eingegeben worden. Ausgeschlossen wurden Patienten, deren Dokumentation nicht vollständig war bzw. die noch kein ganzes Jahr nachbeobachtet wurden.

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