Automatische Früherkennung einer innerklinischen Verschlechterung

Erwachsene im Krankenhaus, deren Zustand sich auf den Stationen (außerhalb der Intensivstation [ICU]) verschlechtert, weisen eine beträchtliche Morbidität und Mortalität auf. Die Früherkennung von Patienten, bei denen das Risiko einer klinischen Verschlechterung besteht, stützt sich häufig auf manuell errechnete Scores. Über Ergebnisse nach einer automatisierten Erkennung einer drohenden klinischen Verschlechterung wurde bisher nur selten berichtet. Im Kaiser Permanente Medical Center, Kalifornien/USA wurden nun eine Studie mit einem 3,5-jährigen Beobachtungszeitraum genau zu einem solchen automatisierten Erkennung berichtet:

Escobar GJ et al. Automated Identification of Adults at Risk for In-Hospital Clinical Deterioration. NEJM 2020; 383:1951-60

Methodik:

  • auf Grundlage eines validierten Modells, das Informationen aus elektronischen Krankenakten verwendet, wurden hospitalisierte Patienten mit hohem Risiko für eine klinische Verschlechterung identifiziert (Echtzeit-Risiko-Score-Berechnung) und ein Interventionsprogramm mit Fernüberwachung durch Krankenschwestern und -pfleger eingesetzt
  • die Ergebnisse dieser Überwachung wurden dann den Rapid Response Team (Reanimationsteams) in den Krankenhäusern mitgeteilt
  • es erfolgte der Vergleich der Mortalität innerhalb von 30 Tagen nach einem Alarm bei hospitalisierten Patienten (mit Ausnahme der Patienten auf der Intensivstation) in Krankenhäusern, in denen das System in Betrieb war mit den Ergebnissen bei Patienten in Krankenhäusern, in denen das System noch nicht eingesetzt wurde 
  • es erfolgte eine Multivariate Analysen, die an demografische Merkmale, die Schwere der Erkrankung und die Belastung durch nebeneinander bestehende Erkrankungen angepasst wurden.

Ergebnisse:

  • 326.816 nicht-ICU Patienten wurden erfasst
  • 43.949 Krankenhausaufenthalte (mit 35.669 Patienten) betrafen einen Patienten, dessen Zustand die Alarmschwelle erreichte
  • 15.487 Krankenhausaufenthalte wurden in die Interventionskohorte und 28.462 Krankenhausaufenthalte in die Vergleichskohorte aufgenommen
  • Die Mortalität innerhalb von 30 Tagen nach einem Alarm war in der Interventionskohorte niedriger als in der Vergleichskohorte (angepasstes relatives Risiko, 0,84, 95% Konfidenzintervall, 0,78 bis 0,90; p<0,001).

Schlussfolgerung:

  • In dieser Studie wurde mit einer sorgfältigen Umsetzung der Verwendung von automatisierten Prognosemodellen eine geringeren Krankenhaussterblichkeit, eine geringeren Inzidenz von ICU-Einweisungen und eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus gefunden.

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