Defibrillation bei Kinder-Rea

Defi Zoll MEin Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz:

In Resuscitation ist aktuell eine zur Wahl der Defibrillationsenergie des ersten „Schocks“ bei der Reanimation von Kindern erschienen. Während die AHA in den Leitlinien 2 J/kg Körpergewicht für den ersten Schock und 4 J/kg ab dem 2. Schock empfiehlt, finden sich in den ERC-Leitlinien bereits für den ersten Schock die Angabe von 4 J/kg.

Die Kohortenanalyse aus dem „Get with the Guidelines-Register“ der USA (GWTG-R) bei Patienten <18 Jahren, die einen innerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten haben, liefert nun interessante Ergebnisse.

Hoyme DB et al. Improved survival to hospital discharge in pediatric in-hospital cardiac arrest using 2 Joules/kilogram as first defibrillation dose for initial pulseless ventricular arrhythmia. Resuscitation 2020; 153; https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2020.05.048

In dieser Registeranalyse haben Kinder ≤12 Jahre, die im ersten „Schock“ mit einer Defibrillationsenergie zwischen 1,7 und 2,5 J/kg defibrilliert worden sind, ein deutlich besseres Überleben als Kinder, die initial mit einer Energie von >2,5 J/kg defibrilliert wurden. Die angepasste odds ratio für ein Überleben bei Kindern ≤12Jahre war auf den Faktor 0,64 (95%-Konfidenzintervall: 0,44-0,89) reduziert, wenn die Defibrillationsenergie außerhalb eines Bereichs von 1,7-2,5 J/kg lag. In der Sensitivitätsanalyse zeigte sich für die Subgruppe der Kinder mit Kammerflimmern, die mit >2,5 J/kg defibrilliert wurden, eine auf den Faktor 0,44 (95%-KI: 0,21-0,9) reduzierte Chance auf ein Überleben. Damit würden diese Ergebnisse die Vorgaben der amerikanischen AHA-Leitlinien unterstützen, den ersten Schock bei der Kinder-Reanimation mit 2 J/kg auszuführen.

Allerdings müssen die Ergebnisse dieser retrospektiven Registerstudie natürlich vorsichtig interpretiert werden. Die Patientenzahl war mit 301 Kindern ≤12 Jahre recht gering  und nur wenige der Kinder wurden initial mit einer Energie >2,5 J/kg defibrilliert. Es finden sich ebenso keine Angaben zur Gesamtzahl der Schocks und die kumulativ (über alle Schocks) applizierte Energie. Auch die Dauer der Reanimationsmaßnahmen wird in der Studie nicht angegeben. In der Kardioanästhesie kann man immer wieder sehr eindrücklich beobachten, wie das Myokard von Defibrillation zu Defibrillation „steifer“ wird. Ob die Anzahl der Schocks oder die kumulative Energie hierfür verantwortlich ist, ist noch unklar. Daher sind die Ergebnisse interessant und unterstützen das Vorgehen „nach amerikanischer Art“. Größere randomisierte Studien wären aber interessant, um eine definitive Aussage zu treffen.

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