Wie entwickelte sich das Patientenaufkommen in deutschen Notaufnahmen während der COVID-19 Pandemie? Alexandra Ramshorn-Zimmer und Kollegen aus Leipzig haben dazu die Daten aus zwei Notaufnahmen in Leipzig und dem Leiziger Rettungsdienst ausgewertet:
Ramshorn-Zimmer A, et al. Weniger Non-COVID-19-Notfälle. Dtsch Ärzteblatt 2020; A1201-A1206
Studiendesign:
- Retrospektive Analyse der Kalenderwochen 7-16 der Jahre 2019 vs. 2020
- Patientencharakteristika (Alter)
- Einweisungsart (Selbstzuweiser, Facharzt, Rettungsdienst/Notarzt)
- Fachrichtung (traumatologisch vs. nicht-traumatologisch)
- Leitsymptom
- Fallart (ambulant, stationär, intensivstationär)
Ergebnisse:
- ZNA der Uniklinik Leipzig:
- Reduktion der Patientenzahlen in der -32%
- vergleichbare Altersstuktur (53 ± 12 vs. 52 ±13 Jahre)
- vergleichbare Geschlechtsverteilung (männlich: 53 vs. 54%)
- Rückgang traumatologischer Patienten: -21%
- Rückgang nicht-traumatologischer Patienten: -13%
- Rückgang neurologisches Leitsymptom: -20%
- geringer Rückgang stationärer Aufnahmen: -5,6%
- Rückgang traumatologischer Aufnahmen: -27%
- Anstieg der intensivmedizinischen Aufnahmen: +35%
- ZNA Diakonissenkrankenhaus Leipzig:
- Reduktion der Patientenzahlen: -15%
- Rückgang traumatologischer Patienten: – 35%
- Einweisungsart:
- im wesentlichen unverändert
Abbildung anhand der Daten aus der Publikation Ramshorn-Zimmer et al. DÄ 2020
- Rettungs- und Notarztdienst:
- Reduktion um -30%
- rückläufige Einsatzzahlen: -14% (NA) und -18% (RD)
- Zunahme der Notarztzuweisungen: +13%
- Vor Ort verblieben: +14%
- Zunahme Dyspnoe, Rückgang Kreislaufbeschwerden/Neurologie/Trauma
Diskussion:
- Rückläufiger Anteil der Selbstvorsteller möglicherweise durch Sorge und Angst sich mit gesundheitlichen Beschwerden in ZNA vorzustellen.
- Einführung von Fieberambulanzen und Corona-Hotline könnte zahlreiche Patienten aufgefangen haben
- Telefonische Krankschreiben könnte weitere Vorstellungen reduziert haben
- Einschränkungen haben zur deutlichen Reduktion von Verkehrsunfällen geführt
- Einschränkungen könnten auch zur Reduktion von traumatologischen Bagatellen geführt haben
Die Autoren schlussfolgert, dass „Ob es eine faktische Unterversorgung bei einzelnen Krankheitsbildern gab, bleibt abzuwarten und bedarf weiterer Untersuchungen beziehungsweise der Beobachtung von Morbiditäts- und Mortalitätsstatistiken. Zudem sind weitere prospektive und multizentrische Analysen unter Einbeziehung der Daten ambulanter Versorgungsstrukturen, überregionaler Daten sowie die Betrachtung längerer Zeitintervalle erforderlich, um Langzeiteffekte einschätzen und wenn notwendig in Zukunft gegenwirken zu können.“