Schockraum-Aktivierungskritierien auf dem Prüfstand…

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Immer wieder kommt in Fachkreisen die Frage und Diskussion auf, ob die üblichen Indikationskriterien zur Alarmierung eines Schockraumteams beim Trauma nicht überdimensioniert sind. Das aktuelle Weissbuch der DGU in der Vorabversion beinhaltet

  • Typ A-Kriterien (Patientenbezogene Alarmierung) und
  • Typ-B-Kriterien (Schockraum nach Unfallhergang)

für eine Aktivierung eines Schockraumteams. Hinterfragt werden die Aktivierungskritieren vor allem unter Berücksichtigung des Umstandes, dass jedes Zusammenführen des Schockraumteams aus ökonomischer Sicht apparative und vor allem personellen Ressourcen benötigt und die Vermeidung einer nicht unbedingt notwendigen Aktivierung daher ein effizienter Schutz dieser Ressourcen wäre.

Ausgehend von einer Göttinger Untersuchung um Spering et al.

Spering C, et al. Optimized resource mobilization and quality of treatment of severely injured patients through a structured trauma room alarm system] Unfallchirurg. 2018;121(11):893-900

haben die B-Kriterien zur Schockraumaktivierung deutliche Aufmerksamkeit erfahren.

Eine weitere unlängst publizierte Untersuchung von Schweighofler et al.

Schweigkofler U, et al. Schockraumindkation nach Unfallhergang. Unfallchirurg. 2019

konstatiert aber klar, dass eine bedarfsabhängige Personalrekrutierung erst erfolgen darf, wenn die Schockraum-Aktivierungskritierien mit weiterführenden Studien reevaluiert wurden.

Die Kollegen um Marzi et al.

Marzi I, et al.  Steigende Vorhalteaufwand für den Schockraum. Unfallchirurg. 2019;122(1):53-58

fordern parallel zu der relevanten Mehrauslastung der Schockräume in den letzten Jahren mit erheblicher finanzieller und personeller Belastung eine 24 stündige Schockraum-Vorhaltung bei gleichbleibenden personellen Strukturen.

Die Autoren um Bieler et al.

Bieler D, et al. Optimierung der Kriterien zur Schockraumverorgung. Unfallchirurg. 2018;121(10):788-793

weisen darauf hin, dass weitere Studien folgen müssen. Ganz aktuell haben sich jetzt Hagebusch et al.

Hagebusch P, Faul P, Naujoks F, Hoffmann F, Schweigkofler U. Präklinische Nutzung der Schockraumalarmierung nach Unfallhergang. Ergebnis einer Online-Umfrage. Notfall Rettungsmed 2020 (Open Access)

dieser Frage in einer Online-Umfrag zugewendet. Die durchgeführte Umfrage richtete sich an prähospital tätige Notärztinnen und Notärzte sowie Rettungsdienstfachpersonal und diente der Untersuchung der prähospitalen Anwendung der Schockraum-Anmeldung nach Unfallhergang. Die Analyse zeigt, dass die Alarmierung sehr heterogen genutzt wird. Ein Rückschluss auf die Verletzungsschwere des Patienten bzw. die zu aktivierenden Kräfte erscheint für das aufnehmende Traumazentrum kaum möglich. Die automatische Reduktion der Schockraum-Vorhaltung bei Anmeldung nach Unfallhergang kann daher zurzeit aus Sicht der Autoren nicht empfohlen werden.

Sind wir doch einmal pragmatisch, wenn bereits darüber nachgedacht wird, dass die Schockraum-Vorhaltung (z.B. Teamgrösse) auch unter den Schlagwörtern „Schockraum light“ reduziert wird, so wird dies über kurz oder lang kommen, rein aus ökonomischen Druck.

Deshalb sollten wir schon jetzt überlegen, wie wir dies mit möglichst hoher Sicherheit und unter Schonung von Patient und innerhospital tätigem Personal hinbekommen. Es wird möglich sein die Ressource zu schonen, wenn wir schlau, klug und pfiffig sind. Trotzdem muss natürlich der Patient, der es wirklich braucht, von einem kompletten Traumateam im Schockraum ohne Abstriche in Empfang genommen werden.

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