Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten

Regelmässig wird man mit der Konstellation und Frage nach Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten konfrontiert. Frau Kranz et al. hat nun eine schöne Originalarbeit im Deutschen Ärzteblatt hierzu publiziert:

Kranz J et al. Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Präventionsstrategien und Therapieoptionen. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 83-8; DOI: 10.3238/arztebl.2020.0083 (PDF)

Eine kurze Zusammenfassung wesentlicher Punkte:

  • Die routinemäßige Katheterisierung ist häufig eher mit Risiken als mit einem Nutzen verbunden. Daher muss die Notwendigkeit zur Katheterisierung immer kritisch geprüft werden.
  • Es muss unterschieden werden zwischen einer nicht behandlungsbedürftigen Katheter-assoziierten asymptomatischen Bakteriurie und antimikrobiell zu therapierenden Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen.
  • Bei der antibiotischen Therapie ist die lokale Resistenzlage zu beachten, um die Effektivität der Therapie zu steigern und eine weitere Resistenzselektion zu vermeiden.
  • Bei der antimikrobiellen Therapie sind die Aspekte des „antibiotic stewardship“ (ABS) zu berücksichtigen. Hierunter versteht man den rationalen und verantwortungsvollen Einsatz von antimikrobiellen Substanzen:
    • die Auswahl der Substanz,
    • ihre Dosierung und Form
    • sowie das Anpassen der Therapiedauer.
    • Ziel ist es, den Patienten bestmöglich zu behandeln und eine Resistenzentwicklung zu verhindern.
  • Die Katheter-Verweildauer ist ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von CA-UTIs. Daher ist die Indikation zur Katheterisierung zu prüfen und auf eine möglichst kurze Verweildauer zu achten.
  • Verschiedene Maßnahmen (Prüfen der Katheter-Indikation und Liegedauer, Schulen des Pflegepersonals) sind zu bündeln, um das Risiko von CA-UTIs für den einzelnen Patienten so gering wie möglich zu halten.
  • Im Hinblick auf die Entstehung von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen besteht derzeit keine Evidenz für einen Unterschied zwischen den beiden Katheterisierungsrouten transurethral versus suprapubisch.
  • Es zeigen sich keine relevanten Unterschiede in Abhängigkeit vom verwendeten Kathetermaterial (Latex versus Silikon versus Polyvinylchlorid versus Polyurethan) auf den Endpunkt Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen.
  • Der Nutzen antiseptisch beschichteter Katheter im Vergleich zu nichtbeschichteten Standardkathetern ist derzeit unklar. Antibiotisch imprägnierte Katheter scheinen einen Vorteil im Hinblick auf Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen im Vergleich zu antiseptisch beschichteten Kathetern aufzuweisen.
  • Bei der transurethralen Katheterisierung zeigte keine der verschiedenen Reinigungs- beziehungsweise Desinfektionsmethoden der äußeren Harnröhrenmündung einen Vorteil in Bezug auf das Entstehen Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen.
  • Die Datenlage zur phytotherapeutischen Prophylaxe Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen lässt aktuell keine Praxisempfehlung zu.

Lesen Sie den ganzen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt.

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