Tranexamsäure bei Subarachnoidalblutung?

TXA

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz: 

Der Nutzen von Tranexamsäure (TXA) bei intrakraniellen Blutungen wurde in mehreren großen aktuellen Studien untersucht:

  • TICH-2 zeigt: TXA bringt keinen Vorteil für Patienten mit spontaner intracerebraler Blutung
  • CRASH-3: sehr schwer zu interpretierende Ergebnisse, Patienten mit schwerem SHT profitieren vermutlich nicht, hinsichtlich mittelschwerem und leichtem SHT erlauben die Ergebnisse keine klare Aussage

Wie sieht es nun für die Subarachnoidalblutung (SAB) aus? In zahlreichen neurochirurgischen Zentren ist zwar die TXA-Gabe bei akuter SAB üblich, die Evidenzbasis hierfür ist jedoch bisher gering: Klasse IIa, Level B. Nun ist in PLOS One eine aktuelle Studie zu diesem Thema erschienen:

Post R et al. Short-term tranexamic acid treatment reduces in-hospital mortality in aneurysmal sub-arachnoid hemorrhage: A multicenter comparison study. PLOS One 2019; 14(2); e0211868; https://doi.org/10.1371/journal.pone.0211868

Die Studie kurz zusammengefasst:

  • prospektive Beobachtungsstudie
  • Untersuchungszeitraum: Januar 2012 bis Dezember 2015
  • 2 große neurochirurgische Zentren in den Niederlanden
  • im Academic Medical Center (AMC) in Amsterdam wurden die Patienten akuter SAB nicht mit TXA behandelt, im Radboud University Medical Center (RUMC) in Nijmegen erhielten die Patienten bereits im Schockraum 1 g TXA als loading dose, dann unmittelbar im Anschluss eine Dauerinfusion von 1 g über 8 Stunden bis zur Ausschaltung des Aneurysmas oder maximal 36 Stunden
  • Die weitere Therapie in den beiden Zentren war vergleichbar. Beim Blutdruckmanagement gab es geringfügige Unterschiede: Im RUMC wurde der Blutdruck gesenkt bei Überschreiten des MAD von 110 mmHg, im AMC bei Überschreiten von 135 mmHg.

Die Ergebnisse:

  • von den 294 SAB-Patienten im AMC wurden auch tatsächlich alle ohne TXA behandelt
  • von den 215 Patienten im RUMC erhielten 119 TXA gemäß dem dort üblichen SOP, 96 Patienten wurden ohne TXA behandelt
  • die Sterblichkeit war in der TXA-Gruppe (n=119) signifikant geringer als in der Kontrollgruppe (n=390): 16% vs. 25%
    • odds ratio: 0,57, 95%-Konfidenzintervall: 0,33-0,98
    • nach statistischer Anpassung an die zwei verschiedenen Behandlungszentren (durch logistische Regression): aOR: 0,42 (0,22-0,80)
  • hinsichtlich des schlechten neurologischen Behandlungsergebnis (definiert als modified Rankin Scale 4-6, also einschließlich der verstorbenen Patienten) gab es zwar einen Trend aber keinen signifikanten Nutzen durch TXA: 34% in der TXA-Gruppe vs. 40% in der Kontrollgruppe, OR: 0,76 (0,48-1,18)
  • nach Anpassung an die verschiedenen Behandlungszentren: aOR: 0,81 (0,45-1,44)
  • die weiteren Behandlungsergebnisse (Re-Ruptur, Hydrozephalus, zerebrale Ischämie etc.) unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen
  • während Katheterinterventionen kam es in 12% der TXA-Patienten zu Thrombosen im Vergleich 9% in der Kontrollgruppe (ohne statistische Signifikanz)

Fazit: Die Daten aus einer Beobachtungsstudie müssen natürlich vorsichtig interpretiert werden und die TXA-Gabe fand vergleichsweise spät statt, im Median 5 Stunden nach Beginn der Blutung. Vielleicht würde eine frühere Therapie einen deutlicheren Effekt zeigen. Eine große randomisierte Studie wäre sicher lohnenswert.

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