TXA bei Nasenbluten?

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz:

Über den Nutzen der topischen Anwendung von Tranexamsäure (TXA) bei Nasenbluten von Patienten, die unter Therapie mit Thrombozytenhemmern stehen, haben wir bereits in einem früheren Blog-Beitrag berichtet (LINK und LINK).

Aktuell wurde nun in Annals of Emergency Medicine (einem der hochrangigsten notfallmedizinischen Journals) eine Studie zum topischen Einsatz der TXA bei spontaner vorderer Epistaxis (bei gemischtem Patientenkollektiv) veröffentlicht.

Akkan S et al. Evaluating Effectiveness of Nasal Compression With Tranexamic Acid Compared With Simple Nasal Compression and Merocel Packing: A Randomized Controlled Trial. Ann Emerg Med 2019, online

Die Studie kurz zusammengefasst:

  • prospektive, randomisiert kontrollierte Studie
  • Ausschlusskriterien:
    • <18 Jahre
    • Patienten unter Antikoagulation (Thrombozytenhemmer waren kein Ausschlusskriterium)
    • bekannte Gerinnungsstörung
    • traumatisches Nasenbluten
    • Patienten im hämorrhagischen Schock
    • Epistaxis, die bei Aufnahme bereits wieder zum Stehen gekommen ist
  • randomisiert wurden die Patienten in eine der drei Behandlungsgruppen zugeteilt:
    • 5 ml einer TXA-Lösung (500 mg TXA) wurden mit einem MAD nasal appliziert und dann manuell die Nasenflügel von außen für 15 min komprimiert (n=45)
    • in der „Placebo-Gruppe“ wurde 0,9%ige Kochalzlösung mittels MAD in die Nasenlöcher gesprüht und die Nase dann für 15 min von außen komprimiert (n=45)
    • die dritte Gruppe erhielt die „traditionelle“ Therapie: die Nase wurde auf der blutenden Seite für 24 Stunden mit Merocel®-Kompressen tamponiert (n=45)
  • die Erfolgsrate, definiert als Stehen der Blutung nach 15 min, in den einzelne Gruppen betrug
    • 91% (41/45) in der TXA-Gruppe
    • 71% (32/45) in der „Placebo“-Gruppe
    • 93% (42/45) in der Tamponaden-Gruppe
  • eine erneute Blutung innerhalb 24 Stunden trat auf bei
    • 13% (6/45) der Patienten in der TXA-Gruppe
    • 40% (18/45) der Patienten in der „Placebo“-Gruppe
    • 26% (12/45) der Patienten in der Tamponaden-Gruppe
  • damit war die TXA-Gruppe hinsichtlich der Effektivität vergleichbar zur Tamponaden-Gruppe und hinsichtlich der Rate von erneuten Blutungen sogar besser als die Tamponaden-Gruppe
  • der Patientenkomfort wurde in der Studie zwar nicht erfragt, jedoch wird zweifelsohne das Sprühen von TXA-Lösung in die Nase und die 15-minütige Kompression der Nase von außen für Patienten komfortabler sein als eine 24-stündige Nasentamponade (ggf. mit der Notwendigkeit der Wiedervorstellung zum Entfernen der Tamponade)

Fazit: Mit allen Einschränkungen dieser kleinen randomisierten Studie könnte die topische TXA-Applikation bei vorderer Epistaxis eine gute Alternative zur aufwändigen und wenig komfortablen Nasentamponade sein. Vielleicht loht sich für die Erstellung eines SOP zu diesem Krankheitsbild nach Rücksprache mit den HNO-Kollegen die Berücksichtigung der TXA-Applikation.

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